Schreihart, Wilhelmine (Minna) - Frauen in der Leipziger Politik
geboren/ gestorben
12. September 1870 (Thiergarten, Kreis Wohlau) - 25. Januar 1952 (Berlin-Lichterfelde)
Partei
MSPD
Rolle im Stadtrat
Sie wurde in die Gemischten Ausschüsse für Gesundheitspflege und Jugendfürsorge gewählt und setzte sich für die Lösung des Wohnungsproblems in Leipzig und für die Fortbildungsschule für Mädchen ein. Zudem gehörte sie für die MSPD dem Aufnahme- und dem Betriebsausschuss an.
Porträt
Wilhelmine Schreihart (geborene Geike) wurde am 12. September 1870 in Thiergarten, Keis Wohlau in Preußen geboren. Ihre Familie zog im Jahr 1877 nach Berlin. Sie heiratete am 14. April 1900 in Berlin den österreichischen Staatsbürger Julius Schreihart, der im Jahre 1874 in Fischern (Kreis Karlsbad, Böhmen) geboren worden war. Die Ehe wurde bereits am 9. Dezember 1901 wieder geschieden. Da sie durch die Heirat die österreichische Staatsangehörigkeit erworben hatte, beantragte sie 1914 die erneute Verleihung der preußischen Staatsangehörigkeit. Beim Polizeipräsidium traten dagegen zwar Bedenken auf, weil sie beim sozialdemokratischen Deutschen Buchbinderverband in Berlin als Büroangestellte arbeitete und für diesen auch agitatorisch tätig gewesen war. Allerdings waren diese nicht ausreichend, um eine Wiedereinbürgerung zu verhindern.
Im Rahmen ihrer Tätigkeit für den Deutschen Buchbinderverband kam sie während des 1. Weltkrieges nach Leipzig. Sie kandidierte für die MSPD bei der Leipziger Stadtverordnetenwahl am 26. Januar 1919. Als bestplatzierte Frau auf der Wahlliste der MSPD (Listenplatz 6) gelang ihr als einzige Mehrheitssozialdemokratin neben fünf Männern der Einzug ins Stadtparlament. Sie wurde in die Gemischten Ausschüsse für Gesundheitspflege und Jugendfürsorge gewählt und setzte sich für die Lösung des Wohnungsproblems in Leipzig und für die Fortbildungsschule für Mädchen ein. Zudem gehörte sie für die MSPD dem Aufnahme- und dem Betriebsausschuss an.
Allerdings schied Wilhelmine Schreihart bereits am 24. September 1919 wieder aus dem Stadtverordnetenkollegium aus, weil sie aufgrund ihrer beruflichen Tätigkeit wieder nach Berlin zurückkehrte.
Wilhelmine Schreihart ist am 25. Januar 1952 im Rittberg-Krankenhaus in Berlin-Lichterfelde gestorben.
Thomas Höpel, 2018
Quellen
- Landesarchiv Berlin, Standesamt Steglitz von Berlin, P Rep. 705 Nummer 2472, Registriernummer 170.
- Landesarchiv Berlin, A Pr.Br.Rep. 030-06 Nummer 13269.
- Leipziger Tageblatt, Nummer 35, 22. Januar 1919, Seite 13.
- Stadtarchiv Leipzig, Stadtverordnetenakten, W 3, Band 20, Blatt 228: Wilhelmine Schreihart an Präsidium der Stadtverordneten zu Leipzig, Leipzig, 19. September 1919.
- Verhandlungen der Stadtverordneten zu Leipzig im Jahre 1919.