Kinder und neue Medien
Neue Medien wie Computer, Tablet, Spielkonsole oder Smartphone sind aus dem Alltag der meisten Kinder nicht mehr wegzudenken. Ob sie die gesunde Entwicklung der Kinder fördern oder nicht, hängt vor allem auch davon ab, wie viel Zeit Kinder vor den Bildschirmmedien verbringen. Das Alter der Kinder ist ein zweiter entscheidender Faktor. Hier gilt: je jünger das Kind, desto weniger Zeit sollte mit Fernsehen und Computerspielen verbracht werden.
Empfehlungen zu den täglichen Mediennutzungszeiten von Kindern
Wie oft und wie lange? Babys und Kleinkinder sollten besser noch nicht fernsehen. Und auch danach heißt es: Nur in Maßen! Einige Anhaltspunkte je nach Alter:
Bilderbücher, Bücher
ab etwa 6 Monaten regelmäßig Bilderbücher anschauen und vorlesen
Hörmedien (Musik-CDs, Kassetten, MP3, Hörgeschichten):
höchstens 30 Minuten täglich
Fernsehen, DVD, Video
am besten gar nicht
Computer, Spielkonsolen, Tablets, Smartphones
am besten gar nicht
Bilderbücher, Bücher
regelmäßig Bilderbücher anschauen und vorlesen
Hörmedien (Musik-CDs, Kassetten, MP3, Hörgeschichten)
höchstens 45 Minuten täglich
Fernsehen, DVD, Video
zusammen höchstens 30 Minuten täglich
Computer, Spielkonsolen, Tablets, Smartphones
zusammen höchstens 30 Minuten täglich
Bücher
regelmäßig vorlesen, lesen
Hörmedien (Musik-CDs, Kassetten, MP3, Hörgeschichten)
höchstens 45 Minuten täglich
Fernsehen, DVD, Video
zusammen höchstens 30 Minuten täglich
Computer, Spielkonsolen, Tablets, Smartphones
zusammen höchstens 45 bis 60 Minuten täglich
Tipp: Damit andere Aktivitäten wie Bewegung, gemeinsame Familienzeiten und "klassische" Spiele nicht zu kurz kommen, wird empfohlen, dass Kinder möglichst nicht täglich und dann nicht länger als die angegebenen Zeiten Bildschirmmedien wie Fernsehen, Computer, Spielekonsole, Tablets oder Smartphones nutzen. Und möglichst eine Stunde vor dem Schlafengehen heißt es am besten: Abschalten!
Jedes Kind ist anders! Die Angaben bieten eine Orientierung, wie lange nach Meinung von Fachleuten Kinder in den unterschiedlichen Altersgruppen die verschiedenen Medien höchstens nutzen sollten. Es sind ungefähre Richtwerte, denn jedes Kind ist anders, und das richtige Maß, wie viel ein Kind zum Beispiel fernsehen sollte, kann auch bei gleichem Alter von Kind zu Kind verschieden sein.
Auch lässt sich ein Kind mal mehr und mal weniger stark von Medieninhalten beeinflussen. Beobachten Sie Ihr Kind: Wirkt es nach dem Fernsehen oder Computerspielen teilnahmslos, gelangweilt oder aggressiv, kann es sich nicht konzentrieren oder ist überdreht? Dann kann es sein, dass es zu lange vor der "Mattscheibe" gesessen hat. Versuchen Sie beim nächsten Mal, die Zeit etwas zu verkürzen!
Mediennutzung für Kinder bis 3 Jahre
Kleine Kinder wollen vor allem ihr Umfeld mit allen Sinnen erkunden und sich viel bewegen. Aber auch erste, wohldosierte Erfahrungen mit Medien kommen gut an.
Babys
Im ersten Lebensjahr beschäftigen sich Kinder am liebsten damit, die Dinge um sie herum zu hören, zu sehen, zu schmecken, zu riechen, zu fühlen - kurz: mit allen Sinnen zu erforschen und zu erfahren.
Schon Babys hören gern entspannende, fröhliche Musik, zum Beispiel aus Spieluhren.
Babys lauschen gern den Geräuschen um sie herum, vor allem Stimmen. Zu viele oder zu laute Geräusche (zum Beispiel durch einen laufenden Fernseher) oder "Dauerberieselung" durch Musik können aber auch schnell zu viel werden. Achten Sie auf die Reaktionen Ihres Babys (Weinen, Quengeln, Unruhe) und sorgen Sie für ausreichend Ruhe.
Mit Bildschirmmedien wie Fernsehen, DVD-Player, Tablet oder auch Smartphone können Babys noch nichts anfangen. Geben Sie Ihrem Kind direkte Zuwendung, sprechen und spielen Sie mit ihm.
Ab etwa sechs, sieben Monaten werden Bilderbücher interessant. Schauen Sie sie mit Ihrem Baby an, erzählen Sie ihm, was es sieht, und lesen Sie ihm einfache Geschichten vor.
Kleinkinder
Kleinkinder genießen es, gemeinsam mit Vater, Mutter oder einem älteren Geschwisterkind Bücher anzuschauen, vorgelesen zu bekommen und einfache Geschichten oder Lieder von Kassette und CD zu hören.
Schauen Sie mit Ihrem ein- oder zweijährigen Kind so oft wie möglich gemeinsam Bilderbücher an, erzählen Sie ihm, was es dabei alles zu sehen gibt, und lesen Sie ihm regelmäßig etwas vor, zum Beispiel einfache Gute-Nacht-Geschichten.
Halten Sie sich beim Hören von Kassette oder CD in der Nähe auf, sodass Sie jederzeit ansprechbar sind. Behalten Sie Ihr Kind im Auge und beobachten Sie seine Reaktionen, ob es zum Beispiel verängstigt wirkt.
Sprechen Sie mit Ihrem Kind über das, was es sieht oder hört - zum Beispiel über bekannte und neue Figuren, über Farben und ähnliches. Geht es beispielsweise in einem Bilderbuch oder einer Hörkassette um die Begriffe "hinauf- und hinabgehen", so ist es sinnvoll, diese Wörter bei passender Gelegenheit direkt erfahrbar zu machen ("Wir gehen jetzt die Treppe hinauf!").
Bedenken Sie, dass zu viele Reize auf einmal (geräuschvolles Elektrospielzeug plus Hörkassette, Fernseher plus Geschrei aus dem Nebenraum) Ihr Kind überfordern und zu Überreizung führen können.
Kindgerechte Musik muss nicht eigens für die Kleinen hergestellt sein. Suchen Sie etwas aus, was auch Ihnen persönlich gefällt, denn gemeinsames Tanzen oder Mitsingen ist für Kinder der Hit.
Auch Kleinkinder sollten besser noch nicht fernsehen. Auch aus anderen Angeboten wie zum Beispiel digitalen Spielen auf PC, Tablet oder Smartphone ziehen sie noch keinen Nutzen.
Bei älteren Geschwistern in der Familie lässt es sich manchmal kaum vermeiden, dass das Kleinkind mit den Großen "mitschaut". Achten Sie dann aber besonders darauf, was sich die Kinder ansehen, und bleiben Sie dabei. Bei Sendungen, die für ganz Kleine ungeeignet sind oder auf die Ihr jüngeres Kind unruhig oder verängstigt reagiert, sollten Sie für ein attraktives Gegenangebot für das Jüngere sorgen ("Das ist jetzt nur was für große Kinder, aber ich lese dir inzwischen eine ganz lange Geschichte vor, die ist nur für dich.").
Einen eigenen Lerncomputer benötigen Kinder nicht. Computerkurse sind in diesem Alter unangebracht und unnötig.
Verzichten Sie auf Fernseher oder Spielkonsole im Kinderzimmer.
Mediennutzung für Kinder von 3 bis 6 Jahre
Eltern können die Grundlagen für einen maßvollen Umgang mit Medien legen. Spaß, Unterhaltung und kindgerechtes Lernen gehen dabei Hand in Hand. Begleiten Sie Ihr Kind in seinem Medienerleben. Das bedeutet nicht, dass Sie ständig danebensitzen müssen. Allerdings sollten Sie Ihr Kind nur solche Sendungen, Videos und Hörkassetten allein hören beziehungsweise sehen lassen, die Ihnen bekannt sind. Und Sie sollten immer in der Nähe und ansprechbar sein.
Erleben Sie Medien mit Ihrem Kind gemeinsam. Eine zusammen angeschaute Sendung, ein gemeinsam gelesenes Buch oder das gemeinsame Spielen am Computer bieten Wärme und gemeinschaftliche Erlebnisse.
Lernen Sie die Sendeformate und aktuellen Lieblingsfiguren Ihres Kindes kennen und sprechen Sie mit ihm über das Gesehene oder Gehörte ("Was hat Wickie heute erlebt?").
Beachten Sie Altersempfehlungen und Altersfreigaben von Sendungen, Filmen, Hörmedien, Computerspielen und Lernsoftware sowie Empfehlungen für Online-Spiele und Apps. Suchen Sie mit Ihrem Kind gemeinsam Fernsehsendungen oder Filme aus, die altersgemäß sind und seinen Interessen entsprechen - vor allem Sendungen, die aus mehreren kürzeren Episoden bestehen. Längere Filme können Sie aufnehmen, damit sie Ihr Kind in mehreren Abschnitten und auch mehrmals anschauen kann.
Legen Sie sich ruhig einen kleinen Vorrat an guten und geeigneten Kinderfilmen zu - das ist sicher besser als wahlloses Fernsehen.
Vereinbaren Sie mit Ihrem Kind feste Regeln für die Mediennutzung: Mit drei bis fünf Jahren sollten Kinder am Tag insgesamt höchstens 30 Minuten fernsehen oder am Computer, an der Spielekonsole oder am Smartphone aktiv sein. Hörmedien sollten höchstens 45 Minuten pro Tag genutzt werden. Und: Fernsehen und Co. sollten nicht jeden Tag auf dem Programm stehen. Berücksichtigen Sie bei der Vereinbarung von Regeln, dass Kinder gleichen Alters auch in Sachen Medien ganz unterschiedlich reagieren können - je nach Empfindsamkeit, Medienerfahrung, momentaner Lebenssituation oder Geschlecht. Beobachten Sie deshalb, wie Ihr Kind auf Fernsehsendungen, Hörkassetten oder Computerspiele reagiert.
Geben Sie Ihrem Kind Gelegenheit, sich nach dem Fernsehen oder Computerspiel richtig austoben zu können. Denn es benötigt nun Zeit, sich ausgiebig zu bewegen. Vielleicht möchte es eine Runde Roller fahren oder auf den Spielplatz gehen. Viele Kinder möchten sich auch durch Malen oder Rollenspiele mit dem auseinandersetzen, was sie im Fernsehen gesehen oder auf der CD gehört haben.
Je nach Interesse und Entwicklungsstand Ihres Kindes können Sie mit ihm gemeinsam erste "Erkundungsgänge" ins Internet unternehmen - möglichst auf Seiten, die speziell für seine Altersgruppe gemacht sind (Schutz vor nicht kindgerechten Seiten; werbefrei; bedienbar, ohne dass man lesen können muss). Besonders interessant für kleine Kinder ist es, wenn Sie ihre Helden und Heldinnen aus dem Fernsehen (zum Beispiel den kleinen Elefanten) im Internet wiederfinden, dort dann aber aktiv etwas tun können (spielen, malen oder ähnliches).
Entdecken Sie mit Ihrem Kind in kleinen Schritten die Vielfalt der Medien und ihre kreativen, aktiven Möglichkeiten. Vielleicht kann es am Computer einmal selbst ein Ausmalbild ausdrucken, das Sie gemeinsam gefunden haben? Oder Ihnen dabei zusehen, wie Sie am Computer ein Foto bearbeiten?
4- bis 6-Jährige spielen auch gern mit alten Computern Büro.
10 Tipps
Ihr Vorbild ist die beste Medienerziehung. Überprüfen Sie deshalb kritisch, wie Sie selbst mit Medien umgehen: Vergeht kein Tag, ohne dass Sie den Fernseher anstellen oder das Handy benutzen? Sind Medien Ihre wichtigste Freizeitbeschäftigung? Läuft vielleicht den ganzen Tag das Radio, ohne dass noch jemand richtig hinhört? Bekommen Sie manchmal nur Teile eines Gesprächs mit, weil Sie ständig Ihr Smartphone im Auge haben?
Vereinbaren Sie in der Familie gemeinsam mit Ihrem Kind Regeln zum Mediengebrauch (PDF 136 KB) (Gerät, Zeit, Ort, Umfang). Berücksichtigen Sie dabei nicht nur die Mediennutzung zu Hause, sondern auch unterwegs oder bei Freunden. Planen Sie auch Ausnahmen ein (zum Beispiel für verregnete Wochenenden, bei besonderen Sportereignissen oder für das Entdecken eines neuen Computerspiels).
Sprechen Sie mit Ihrem Kind über Medien. Und zwar nicht nur über Gefahren und Probleme, sondern auch über die Lieblingssendungen oder die Lieblingsspiele Ihres Kindes. Versuchen sie zu verstehen, was sie für Ihr Kind bedeuten und warum sie ihm so gut gefallen. Schauen und spielen Sie mit.
Begleiten Sie Ihr Kind so oft wie möglich beim Mediengebrauch. Sehen Sie sich möglichst gemeinsam mit ihm eine Sendung an oder bleiben Sie zumindest in der Nähe und ansprechbar. Hören Sie in neue Hörmedien rein, bevor Ihr Kind sie anhört. Wenn sich Ihr Kind etwas allein ansieht oder anhört, wählen Sie etwas aus, das Sie beide schon kennen. Beobachten Sie Ihr Kind beim Fernsehen, am Computer oder Smartphone oder wenn es eine CD hört, wie es reagiert (fröhlich, aufgedreht, verängstigt, angeregt, aggressiv?).
Stimmen Sie Ihre Familienregeln auf Ihr Kind ab. Auch bei gleichem Alter ist jedes Kind anders - in seiner Entwicklung, seiner Erfahrung mit Medien, seinem "Typ", seiner aktuellen Lebenssituation und seinen Interessen und Vorlieben. Dies alles sollte berücksichtigt werden, wenn Sie gemeinsam Regeln für die Mediennutzung Ihres Kindes aufstellen. (Alters-)Empfehlungen zu bestimmten Sendungen oder zu Nutzungszeiten können dabei eine Hilfe sein, sollten aber nur als grobe Richtwerte gesehen werden.
Regen Sie Ihr Kind dazu an, selbst etwas mit Medien zu schaffen oder zu gestalten: Mit Ihrem drei-, vierjährigen Kind können Sie zum Beispiel Mal- und Bastelvorlagen suchen, ausdrucken und dann mit Stiften und Schere bearbeiten. Oder lassen Sie Ihr Vorschulkind zum Beispiel einmal selbst fotografieren und bearbeiten Sie gemeinsam mit ihm seine Fotos. Und: Lernen Sie umgekehrt auch von Ihrem Kind.
Bieten Sie Ihrem Kind ausreichend Gelegenheit für andere Freizeitbeschäftigungen - zum Beispiel Sport, Musik, Spiele, Malen, Basteln. Sorgen Sie vor allem dafür, dass es sich ausgiebig bewegen kann, auch in der Wohnung. Manche Kinder möchten die Geschichten ihrer Lieblingssendung auch nachspielen oder beim Malen verarbeiten. Tipp: Kinder verzichten meist sehr viel leichter auf Fernsehen und Computer, wenn es interessante Gegenangebote gibt, wie zum Beispiel ein Spiel mit Mama oder Papa, ein Spielabend, ein Treffen mit Gleichaltrigen, Vorlesen, ein kleiner Fahrradausflug, ein Besuch im Zoo und vieles mehr.
Fernseher, Computer, Handy und Spielekonsole im Kinderzimmer erhöhen die Zeit, die Kinder am Bildschirm verbringen, erheblich. Wir raten deshalb unbedingt davon ab. Sollte es diese Geräte doch im Kinderzimmer geben, helfen klare Regeln, die Nutzung einzuschränken. Vor allem in der letzten Stunde vor dem Zubettgehen sollten Bildschirmmedien jeglicher Art ausgeschaltet bleiben.
Hörspiele und Hörbücher sind bei Kindern sehr beliebt. Es sollte aber keine Dauerberieselung stattfinden. Beobachten Sie Ihr Kind: Hört es wirklich zu? Kann es Inhalte wiedergeben, Lieder nachsingen und so weiter - oder ist das Hörspiel nur "Hintergrundgeräusch"?
Wenn Ihr Kind anfängt, sich für das Internet zu interessieren, entdecken Sie gemeinsam mit ihm altersgerechte Internetangebote (Lesezeichen setzen!). Erklären Sie ihm die wichtigsten Regeln zum sicheren Surfen im Internet und nutzen Sie auch technische Möglichkeiten, um Ihr Kind vor nicht kindgerechten Inhalten zu schützen (siehe Wegweiser Medien). Bleiben Sie mit Ihrem Kind im Gespräch über Erlebnisse und Kontakte im Internet - das ist eine wichtige Voraussetzung dafür, dass es mit Ihnen auch über beunruhigende und gefährdende Situationen oder Erlebnisse spricht.
Quelle: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA)
- https://www.kindergesundheit-info.de/fileadmin/user_upload/kindergesundheit-info.de/Download/Medienumgang/Empfehlungen-Dauer-Mediennutzung_BZgA_kindergesundheit-info.pdf (PDF 70 KB) (02.07.2015)
- https://www.kindergesundheit-info.de/fileadmin/user_upload/kindergesundheit-info.de/Download/Medienumgang/Medienumgang-0-3-Jahre_BZgA_kindergesundheit-info.pdf (PDF 74 KB) (27.05.2015)
- https://www.kindergesundheit-info.de/fileadmin/user_upload/kindergesundheit-info.de/Download/Medienumgang/Medienumgang-3-6-Jahre_BZgA_kindergesundheit-info.pdf (PDF 81 KB) (27.05.2015)
- https://www.kindergesundheit-info.de/fileadmin/user_upload/kindergesundheit-info.de/Download/Medienumgang/Empfehlungen-Medien-im-Familienalltag_BZgA_kindergesundheit-info.pdf (PDF 127 KB) (22.02.2017)