"Am neuen alten Ort wird er sogar noch besser zur Geltung kommen als in der alten Paulinerkirche. Der Neubau ist heller und schmuckloser. So wird der Altar zum dominierenden Blickfang für den ganzen Raum werden." Prof. Dr. Peter Zimmerling, 1. Universitätsprediger der Universität Leipzig, ist glücklich über den "Neuzugang" im Paulinum, in dem auch mehrere Epitaphien (Grabdenkmäler) bereits aufgehängt sind. Die Universitätsgemeinde wird den Paulineraltar künftig im Rahmen ihrer Gottesdienste wieder liturgisch nutzen.
"Der Paulineraltar, geschaffen wohl um 1490 für das einstige Leipziger Dominikanerkloster und 1543 in den Besitz der Universität gelangt, ist das bedeutendste mittelalterliche Altarwerk der Stadt, welches noch heute in einen liturgischen Zusammenhang eingebunden ist", erklärt Prof. Dr. Rudolf Hiller von Gaertringen, Kustos der Kunstsammlung der Universität Leipzig. Er freue sich sehr, dass es wieder an seinen ursprünglichen Standort im Herzen Leipzig und vor allem der Universität aufgestellt wurde.
Ein Stück Geschichte zurecht gerückt
Mit der Rückkehr an den Augustusplatz soll ein Schlusspunkt gesetzt werden. "Ein Moment, den man nur einmal im Berufsleben erfährt", so Restaurator Manfried Eisbein vom Landesamt für Denkmalpflege Sachsen, der bereits den Auf- und Abbau des Altars in der Thomaskirche leitete. "Das Werk befindet sich in einem guten optischen Zustand. Doch als Restaurator bedauert man jeden kleinen Verlust, der zwangsläufig bei jedem Transport entsteht. Die Fassung des Altars und die Reliefs sind in einem recht fragilen Zustand. Auch aus diesem Grund wünsche ich mir, dass die Leidensgeschichte des Altars am heutigen Tage ein Ende gefunden hat." Im Paulinum wurde eine eigens für den Erhalt des Altars wichtige und von der Universität finanzierte Klimaanlage installiert. "Auch in den kommenden Jahren muss auf den Altar geachtet werden!"
Der Paulineraltar
Bei dem Altar-Kunstwerk handelt es sich um einen besonders monumentalen und qualitätsvollen spätgotischen Flügelaltar mit zweifacher Wandlung. Die Maße betragen bei geöffnetem Zustand zirka 4,90 x 4,80 Meter. Auf der geschlossenen Außenseite sind zwei Szenen aus dem Leben des Apostels Paulus zu sehen, dem die Ordenskirche geweiht war. Die immer sichtbare sogenannte Predella zeigt die Bekehrung des Paulus im Zusammenhang mit seinem Damaskuserlebnis, die Alltagsseite die Passion Christi in Form von acht Tafelgemälden, die Festtagsseite schließlich in zentraler Position die Statue des Apostels mit Schwert und Buch, flankiert von acht Reliefs mit einem sogenannten "Jesus-Maria-Zyklus".
Der Altar ist im Laufe seiner Geschichte mehrfach umgestaltet und vor etwa 100 Jahren sogar in einen Gemälde- und einen Skulpturenaltar getrennt worden. Seine heutige Form, welche die ursprüngliche Zusammensetzung zu rekonstruieren sucht, ist das Ergebnis der jüngsten Restaurierung zwischen 1983 und 1993 unter Aufsicht des Instituts für Denkmalpflege in Dresden, dem heutigen Landesamt für Denkmalpflege Sachsen (LfDS). Auch die Werkstätten der Dombauhütte Meißen sowie der Leipziger Restaurator Arne Hüthel waren an dieser Restaurierungskampagne beteiligt. Diplom-Restaurator Manfried Eisbein vom LfDS hat damals in der Thomaskirche wie heute im Paulinum Auf- und Abbau geleitet.