Von Katja von Schuttenbach
Am 4. Februar 1925 in Leipzig geboren, besuchte Jutta Hipp die Rudolf-Hildebrand-Schule in Leipzig-
Connewitz. Von 1942-45 war sie Studentin an der Akademie für graphische Künste und Buchgewerbe
in Leipzig und belegte dort eine Meisterklasse bei Professor Walter Buhe. Sie war auch Studentin der
Professoren Kurt Metze und Karl Miersch. Klassischen Klavierunterricht erhielt sie im Alter von 9
Jahren, beendete ihn aber bereits nach vier Jahren. Durch den Kontakt zum Jazzclub Leipzig
entdeckte sie als Teenager im Jahre 1940 ihre Liebe zum Jazz, die auch durch heimliche Treffen in
Privatwohnungen gepflegt wurde.
Nach der Befreiung Leipzigs durch die U.S. Army konnte sich Hipp
offen zum Jazz bekennen. Erste Versuche, das Gehörte am Piano umzusetzen folgten, was sich aber
durch den Einzug der Sowjet-Truppen kurze Zeit später wieder änderte. Hipp studierte weiterhin Kunst
und Grafik, wollte sich aber nicht zum Malen von kommunistischen Propaganda-Postern verpflichten
lassen und floh 1946 in die Amerikanische Zone, wo sie sich ganz dem Jazzpiano zuwandte und in
amerikanischen Clubs spielte. Hipp verschlug es zunächst an den Tegernsee, dann nach München
1949); und schließlich nach Frankfurt am Main (1952), wo Hans Koller sie für sein Quartett
engagierte. Bereits 1953 gründete Hipp ihre eigene Band, das Jutta Hipp Quintett mit Emil
Mangelsdorff (Alto Sax); Joki Freund (Tenor Sax), und Hans Kresse (Baß). Gast-Soloisten in Hipps
Combo waren u.a. Albert Mangelsdorff (Posaune); Carlo Bohländer (Trompete) und Atilla Zoller
(Gitarre), Hipps späterer Verlobter. Platteneinspielungen folgten, internationale Tourneen, und bereits
1954 hatte sich Hipps Talent bis in die USA herumgesprochen.
1955 siedelte Hipp, einem Lockruf von Jazzkritiker Leonard Feather folgend, nach New York um.
Innerhalb weniger Monate erhielt sie einen Plattenvertrag vom legendären Blue Note Records Label
und spielte drei LPs ein: At the Hickory House (Vol. 1 und 2) und With Zoot Sims. Hipps Stil war
zunächst noch stark von der Swing-Tradition geprägt und veränderte sich in den USA durch ihren
Enthusiasmus für Rhythm & Blues und Auftritte mit z. B. Charles Mingus. Aber Hipps Karriere im Jazz
war nicht von Dauer: Jahrelanges, beständiges und lähmendes Lampenfieber sowie Existenzängste
im von berühmten Jazzmusikern übersättigten New York City führten zum Alkoholismus.
Noch in den späten 1950er Jahren suchte sich die auch im Nähen bewanderte Hipp einen Tagesjob als
Fabrikarbeiterin bei Wallachs Clothiers in Queens, wo sie bis zur Pleite der Firma im Jahre 1995
arbeitete und im Alter von 70 Jahren in den Ruhestand ging. Die vielseitig begabte Künstlerin wollte
nur noch Malen; Zeichnen; das von ihr innig geliebte New York City fotografieren; und gelegentlich
Gedichte schreiben. Hipp versuchte sich auch als Designerin von folkloristisch anmutenden
Stoffpuppen, von denen 12 in der Sammlung des Museum of the City of New York sind. Sie blieb eine
lebenslange Liebhaberin des Jazz und der klassischen Musik und bezeichnete ihre eigenen
Verdienste im Jazz als die einer Amateurin?.
Hipp kehrte nie wieder nach Deutschland zurück und im Jahre 1999 wurde die unverheiratete
Künstlerin Amerikanische Staatsbürgerin. Am 7. April 2003 starb sie in ihrer Wohnung in Queens
(New York) an Bauchspeicheldrüsenkrebs. Ihre Asche wurde, Hipps letztem Wunsch folgend, über
dem Long Island Sound verstreut.
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Eine Straße und eine Feier für Jutta Hipp
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