Die achtlos in der Toilette entsorgten Tücher sind "ein echtes Problem für unsere Pumpen in der Kanalisation, die verstopfen und ihrer eigentlichen Aufgabe, das Abwasser abzuleiten, nicht mehr nachkommen können", weiß Thomas Fieberg, der als Fachbereichsleiter der Leipziger Wasserwerke mit seinen Mitarbeitern ein knapp 2.900 Kilometer langes Kanalnetz unter Leipzigs Straßen im Auge hat.
Das Problem: Anders als herkömmliches Toilettenpapier aus Zellstoff lösen sich die meisten Kunstfasern von Feuchttüchern nicht im Wasser auf. Vielmehr noch: Gerade in feuchter Umgebung sollen sie den hohen Anforderungen ihrer Nutzer gerecht werden und besonders reiß-, wring- und wasserfest sein. Entsprechend werden sie selbst bei langen Verweildauern nahezu unverändert durch das Kanalsystem gespült und sorgen dort dann bei Fiebergs Mitarbeitern für Arbeit. Fallen Pumpen aus, müssen diese aufwendig ausgebaut und instandgesetzt werden. Zusätzliche Instandhaltungs-, Kontroll- und gegebenenfalls Umbaumaßnahmen an den Pumpenanlagen sind die Folge - verbunden mit Kosten für neue Technik und erhöhten Betriebsaufwand. "2016 hatten wir durch Verstopfungen etwa 300 Pumpenausfälle. Die Kosten summieren sich insgesamt auf etwa 150.000 Euro, die über die Abwasserpreise auch beim Kunden landen", rechnet Fieberg.
Menge an Rechengut verdreifacht
Auch am Ende der Kanalkette, im Klärwerk, macht sich die falsche Entsorgung der feuchten Wisch- und Waschlappen bemerkbar. 2010 haben die Leipziger Wasserwerke an ihrem größten Klärwerk im Rosental rund 645 Tonnen feste Bestandteile aus dem Abwasser geholt. 2014 waren es 1.650 Tonnen, im vergangenen Jahr schon 1.960 - also dreimal so viel wie 2010. "2013 haben wir zwar unsere Rechen von Kletterrechen auf engere und damit leistungsfähigere Filterbandrechen umgestellt - dennoch ist die Zunahme unseres Rechenguts auch auf eine Zunahme von Grobstoffen insgesamt zurückzuführen", sagt Klärwerkschef Daniel Jentzsch. Für die kommenden Jahre erwartet er eine weitere Zunahme an Rechengut.
Herstellerhinweise beachten
Umso wichtiger sei es, die Menschen zu sensibilisieren. "Wir möchten niemandem verbieten, diese Tücher zu benutzen. Aber in die Toilette gehören ausschließlich Wasser, Toilettenpapier und menschliche Ausscheidungen", sagt Kanalexperte Fieberg. Bei Feuchttüchern lohne sich auch ein Blick auf die Hinweise auf der Verpackung, die nicht immer ganz eindeutig sind. "Viele Verpackungen tragen ein eindeutiges Signet mit durchgestrichener Toilette. Andere geben Hinweise zur Spülbarkeit. Aber dass Tücher spülbar sind, bedeutet eben nicht, dass sie sich zersetzen oder pumpbar sind", sagt Fieberg. Er setzt auf eine einfache Formel: Feuchttücher, die nicht explizit als biologisch abbaubar gekennzeichnet sind, müssen über den Restmüll entsorgt werden. "Das ist die beste Prävention."