"Übergewicht und Diabetes gehören zu den Volkskrankheiten, die viele Millionen Menschen enorm belasten. Es freut mich daher sehr, dass in Leipzig ein einzigartiges Institut entsteht, das sich der Stoffwechselforschung mit einem Themenspektrum widmet, wie es weltweit in dieser Form einmalig ist. Aus dem Zusammenwirken von Grundlagenforschung und klinischer Forschung sollen neue Therapiemöglichkeiten entstehen, die den vielen Betroffenen helfen", erklärte Bundesforschungsministerin Karliczek anlässlich der Gründung. Das Institut erhält eine Anschubfinanzierung von 10,4 Millionen Euro durch das sächsische Wissenschaftsministerium. Langfristig wird es vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und vom Freistaat Sachsen gefördert: Nach der Aufbauphase ab 2021 wird das BMBF das HI-MAG jährlich zu 90 Prozent finanzieren, dies entspricht 5 Millionen Euro. Sachsen steuert dann 10 Prozent der Finanzierung und damit weitere 550.000 Euro jährlich bei.
Ziel des neuen Instituts wird sein, die jeweils hochklassige Expertise komplementärer Forschungszweige zusammenzuführen. "Das HI-MAG verbindet die ausgezeichnete Adipositas- und Fettgewebsforschung in Leipzig mit der herausragenden Expertise in puncto Metabolismus, Diabetes und präklinische Forschung aus München", freute sich Prof. Günther Wess, CEO des Helmholtz Zentrums München. "Zudem stärkt die gute klinische Anbindung in Leipzig unsere translationalen Bemühungen, um die Forschung rasch dahin zu bringen, wo sie gebraucht wird - zu den Patienten."
Erforschung der Zusammenhänge zwischen krankhaftem Übergewicht und der Entstehung von Folgekrankheiten
Durch diese Kombination, so die Hoffnung der Initiatoren, sollen die Zusammenhänge zwischen krankhaftem Übergewicht und der Entstehung von Folgekrankheiten wie Diabetes herausgearbeitet und langfristig behandelbar werden. Konkret zielen die Aufgaben des HI-MAG in drei Stoßrichtungen: Zum einen soll die Biologie des Fettgewebes besser verstanden werden, um dann gezielt in diese eingreifen zu können. Wichtige Bereiche sind hier die Botenstoffe des Fettgewebes (Adipokine) als auch das braune Fett und das Krankheitsbild der Fettleber. Das zweite große Thema wird die interdisziplinäre Stoffwechselforschung sein, um von dieser Seite das Problem Übergewicht anzugehen. Das dritte Forschungsfeld befasst sich mit den Gefäßen, die oft in der Folge des Übergewichts verengt sind. Hier sollen neu identifizierte Biomarker helfen, rechtzeitig therapeutische Gegenmaßnahmen einzuleiten.
Prof. Michael Stumvoll vom Universitätsklinikum Leipzig ist Gründungsdirektor des neuen Instituts. Er ist aktuell Wissenschaftlicher Leiter des Integrierten Forschungs- und Behandlungszentrums (IFB) Adipositas Erkrankungen, stellvertretender Sprecher des Leipziger Sonderforschungsbereichs (SFB) 1052 "Mechanismen der Adipositas" sowie Direktor der Klinik und Poliklinik für Endokrinologie und Nephrologie am Universitätsklinikum Leipzig. Zudem wird er künftig die ersten Schritte des HI-MAG in die Wege leiten.
Institut ergänzt klinische Schwerpunkte auf dem Gebiet der Zivilisationserkrankungen am Standort Leipzig
"Unser Ziel ist es, unseren Patienten stets eine Behandlung auf dem neuesten Stand der Wissenschaft zu gewährleisten. Durch die enge Zusammenarbeit mit dem HI-MAG werden wir hier künftig noch schneller Zugang zu den neuesten Forschungsergebnissen erhalten. Umgekehrt bietet sich dem neuen Institut durch die Kooperation mit dem Universitätsklinikum die Möglichkeit, am Patienten klinische Studien durchzuführen", sagt Prof. Wolfgang E. Fleig, Medizinischer Vorstand des Universitätsklinikums Leipzig.
Dabei wird verstärkt auf translationale Ansätze gesetzt, unter anderem durch die Nutzung von Biobanken. Vor allem für die Entwicklung neuer therapeutischer Ansätze versprechen sich alle Beteiligten einen Fortschritt durch das neue Institut. Von der Medikamentenentwicklung über Gefäßimplantate bis zu Wirkstoff abgebenden Stents sind zahlreiche Ideen auf dem Tisch.
Und weitere sollen folgen, denn fast jeder fünfte Deutsche ist übergewichtig und hat damit ein erhöhtes Risiko für Folgeerkrankungen wie Diabetes, Herz- Kreislauferkrankungen oder Krebs. Und auch wirtschaftlich ist das Übergewicht mit Gesundheitskosten im Milliardenbereich längst ein Faktor geworden.