Die sogenannte Rietzschke-Aue Sellerhausen erhöht den Freizeit- und Aufenthaltswert und erfüllt wichtige Funktionen für das Stadtklima, die Biodiversität und den Hochwasserschutz.
„Mit der Rietzschke-Aue Sellerhausen haben wir eine neue multifunktionale Grünfläche in Leipzig mit besonderen Qualitäten“, betont Leipzigs Umweltbürgermeister Heiko Rosenthal. „Sie soll die Auswirkungen von Starkregen und Hitzeperioden mindern und mit dem Artenschutzturm und besonderen Landschaftsstrukturen die Artenvielfalt erhöhen. Gleichzeitig ermöglicht sie Naturerlebnis und freies Spielen, bietet naturnahe Aufenthaltsbereiche und verbessert die Wegeverbindungen im Quartier.“
"Grünes Klassenzimmer" für die Quartiersschule
Leipzigs Baubürgermeister Thomas Dienberg: „Ich freue mich, dass die Fußgänger und Radfahrer im Leipziger Osten nun auf kurzen Wegen, umgeben von Natur, von Volkmarsdorf nach Anger-Crottendorf gelangen können. Auch die Anbindung an den ÖPNV wurde für die Menschen aus Anger-Crottendorf verbessert. Zudem wird die Quartiersschule Ihmelsstraße den neugewonnenen Freiraum als grünes Klassenzimmer nutzen können.“
Im Rahmen des gemeinsam initiierten Projektes zwischen der Stadt Leipzig und den Leipziger Wasserwerken wurde der Gewässerverlauf der Östlichen Rietzschke offengelegt und als natürlich erlebbarer Bachlauf und Naturerfahrungsraum gestaltet. Die Grünfläche ist so angelegt, dass anfallendes Regenwasser lokal aufgenommen und gespeichert werden kann. Zeitverzögert und reguliert wird es über ein Ablassbauwerk in den Wölbkanal der Östlichen Rietzschke geleitet. Damit soll ein ausreichender Abfluss bei Starkregenereignissen und gleichzeitig ein möglichst naturnaher Wasserhaushalt in der Rietzschke-Aue Sellerhausen sichergestellt werden. Der Östlichen Rietzschke wird damit ein Teil ihres natürlichen Überschwemmungsgebietes zurückgegeben.
Regenwasser wird vor Ort genutzt
Dr. Ulrich Meyer, Technischer Geschäftsführer der Kommunalen Wasserwerke Leipzig GmbH: „Die wassersensible Stadtentwicklung mit einem höchstmöglichen Rückhalt und einer Nutzung des Regenwassers am Ort des Anfalls ist eines der zentralen Zukunftsthemen zur Anpassung an den Klimawandel. Wir freuen uns, das mit diesem Gemeinschaftsprojekt eine multifunktionale Grünfläche geschaffen wurde, die in diesem Zusammenhang beispielhaft ist.“
Mehr als 90 neue einheimische sowie klimaangepasste Bäume und eine Vielzahl an Strauch- und Kletterpflanzen komplettieren die naturnahe und zurückhaltend gestaltete Wasserrückhalte- und Grünfläche. Ein vorhandenes geschütztes Biotop wurde behutsam integriert und während der Bauphase entsprechend geschützt. Weitere besondere Elemente der Fläche sind: eine große Blumenwiese mit regionalen Saatgutmischungen zur Förderung der Insekten- und Artenvielfalt, Sandlinsen mit Totholz als ergänzendes Angebot für sandliebende Insekten, Baumstämme zum Balancieren, Verstecken und Spielen.
Artenschutzturm mit Wiedererkennungswert
Zusätzlich wurde ein künstlerisches Objekt als Artenschutzturm auf der Fläche errichtet, der Quartiere und Nischen als Nist- und Lebensstätte für verschiedenste Tierarten bietet. In Kooperation mit dem NABU Regionalverband Leipzig, dem GeoWerkstatt Leipzig e.V. und den beauftragten Fachbüros entstand mit dem Artenschutzturm eine individuelle Landmarke als identitätsstiftendes Objekt für den neuen Naturraum inmitten der Stadt.
Finanziert wurde die Maßnahme über die Richtlinie zur Gewährung von Zuwendungen zur Beseitigung der Hochwasserschäden 2013 des Freistaates Sachsen mit rund 1.000.000 Euro. Ein weiterer Teil wurde mit rund 400.000 Euro vom Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) finanziert. Auch die Krostitzer Brauerei unterstützte das Projekt im Rahmen der Aktion „Wahre Helden packens an“ mit rund 65.000 Euro für den Artenschutzturm und die Sandlinsen.
Verbesserte Ableitung von Starkregen
Anlass zur Gestaltung der Fläche waren häufige Überflutungen der angrenzenden Kleingärten durch den ehemaligen Bachlauf der Östlichen Rietzschke. Dieser verlief zu großen Teilen verrohrt oder überbaut als Entwässerungsgraben Sellerhausen und konnte anfallendes Wasser bei Starkregen nur bedingt ableiten. Zunächst wurden 94 hochwassergefährdete Nutzgärten gemeinsam mit dem Kleingartenverein Leipzig-Sellerhausen e. V. und unterstützt durch die Leipziger Wasserwerke freigelenkt. Umfassende Abstimmungen und Planungen mit dem Kleingartenverein Leipzig-Sellerhausen e.V., der Stadtpolitik sowie den Bürgerinnen und Bürgern waren der Baumaßnahme vorausgegangen.