"Wir dürfen uns nicht irren" - Monika Dreyhaupt über Bewerbungsverfahren für die Besetzung von Ausbildungsstellen in der Stadt Leipzig
Wer 40 Jahre lang junge Leute auf ihren künftigen Beruf vorbereitet, kann auf ein gehöriges Maß an Erfahrung bauen. Monika Dreyhaupt, Sachgebietsleiterin Ausbildung der Stadt Leipzig, lässt diese Zahl im Vorbeigehen fallen - dabei ist sie ihr größtes Pfund. "Wir haben keinen offenen Ausbildungsplatz in der Stadt, dafür eine lange Nachrückerliste, alles junge Leute, denen wir jetzt leider absagen müssen", sagt Dreyhaupt.
Diese seit Jahren anhaltende Konstanz lässt auf Professionalität auch bei der Wahl der Bewerber schließen. "Wir dürfen uns nicht irren. Gute Tests, klare und transparente Kriterien, psychologisches Basiswissen und entsprechendes Fingerspitzengefühl gehören dazu, damit die Ausbildung nicht ins Fiasko führt", weiß Dreyhaupt.
Bewerbungsphase von September bis Dezember
Die Bewerbungsphase läuft jährlich von September bis Dezember. Für das Ausbildungsjahr 2015/16 landeten 1.153 Anwärter im Bewerberpool. Etwa die Hälfte der Bewerber dürfen im Januar und Februar ein schriftliches Auswahlverfahren absolvieren, in dem verbales und numerisches Wissen, Merkfähigkeit, Arbeitseffi zienz, Rechtschreibung, aber auch schon Verwaltungswissen geprüft werden. Im März und April lädt die Stadt die besten Kandidaten zum Bewerbungsgespräch ein.
"2015 haben wir 293 Gespräche geführt. Hier kommen sowohl Ausbilder als auch die Auszubildendenvertretung dazu, anhand des auszufüllenden Bewertungsbogens schätzen wir dann die Bewerber gemeinsam ein." Dabei konzentrieren sich Dreyhaupt und ihr Team auf die Lösung besonderer Aufgaben: In einem Diagramm muss jeder Bewerber beispielsweise darstellen, was sein Leben ausmacht. "Wenn junge Leute über Höhen und Tiefen ihrer bisherigen Biografie reden, dann kommen wir ganz schnell ins Gespräch und erfahren mehr, als jede einzelne Schulnote aussagen kann."
Welche Motivation hinter der Bewerbung steckt und was die potenziellen Azubis wirklich über ihren künftigen Beruf und die Stadt Leipzig wissen, steht ebenso weit oben auf der Kriterienliste.
Und auch ein Fallbeispiel gehört dazu: Ein ungehaltener Bürger kommt in die Verwaltung ... Wenn sich hier soziale Kompetenz, Kommunikationsfähigkeit und Konfliktlösungsstrategien deutlich zeigen, hat der Kandidat beste Chancen. Für angehende Studenten läuft das Verfahren etwas anders - sie bewerben sich an der Verwaltungsfachhochschule Meißen, werden dort getestet und klopfen erst danach bei der Stadt Leipzig an.
Absolventen freuen sich auf Arbeit mit Bürgern
Währenddessen freuen sich frischgebackene Absolventen auf die Arbeit mit Bürgern. "Wissen kann man sich aneignen, soziale Kompetenz muss man besitzen", sagen Anastasia Reger (25 Jahre) und Alexander Stein (35 Jahre). Beide haben ihren Bachelor fast in der Tasche - sie für Sozialverwaltung, er für Allgemeine Verwaltung. Die Stadt Leipzig war ihre sogenannte Einstellungsbehörde, studiert haben sie an der Verwaltungsfachhochschule Meißen.
Vom Elektriker zum Bachelor Allgemeine Verwaltung; eine eher seltene Karriere hat der gebürtige Hallenser Alexander Stein da hingelegt und bisher nichts bereut. "Nach meiner Ausbildung hieß mein erster Arbeitgeber Bundeswehr. Hier war ich nach kurzer Zeit weniger als Elektriker denn als Personalmanager gefordert und ich habe gemerkt, das liegt mir mehr", begründet er seine Entscheidung fürs Verwaltungsfach. Abi nachholen, ein Studium aufnehmen und das mit der Familie unter einen Hut bringen, hießen seine klaren Ziele zum Abschied vom Bund nach zwölf Jahren.
Anastasia ist in Sassenberg (bei Münster) zu Hause, hat nach dem Abitur eine Ausbildung zur Bürokauffrau absolviert, gemerkt, dass noch mehr in ihr steckt und sich in Meißen beworben. "Die Fachhochschule hat uns eine Fülle von Rechtswissen vermittelt, damit sind wir in vielen Verwaltungsbereichen einsetzbar", erklärt sie. Praktisch hat sie sich in der Stadtverwaltung gut ausprobieren können.
"Ich habe mich unter anderem mit Schwerbehindertenrecht, Wohngeld, Unterhaltsvorschuss, Elterngeld beschäftigt, und auch bei externen Praktika im Jobcenter Münster und in der Landesdirektion Dresden arbeiten können und festgestellt, der Kontakt mit dem Bürger - das macht mir Freude."
Alexander kann das nur bestätigen. "Egal, auch wenn ein total unzufriedener Bürger kommt, wenn er geht, möchte ich ihm geholfen haben." Er vertiefte beispielsweise Datenschutz, Gefahrenabwehr und Gewerberecht, absolvierte sein Pflichtpraktikum bei der Polizeidirektion Leipzig. Seine Praxis in der Stadt hat ihn begeistert: "Unser Einsatz lief sehr koordiniert ab. Erst wenn die Theorie saß, durften wir in den jeweiligen Ämtern antreten. Hier habe ich allerdings tolle Unterstützung im Kollegenkreis erlebt - egal wie viel Stress, keine Frage war eine zu viel." Seine berufliche Zukunft heißt Baustellenmanagement im Verkehrs- und Tiefbauamt.
Anastasias Pläne sind noch nicht spruchreif - auf jeden Fall erhält auch sie - wie alle Absolventen mit entsprechendem Durchschnitt - einen unbefristeten Vertrag bei der Stadt Leipzig.