Harte Zeiten für Leipzigs Kastanienbäume
Die weißblühende Rosskastanie (Aesculus hippocastanum), wegen ihrer üppigen Blüte, ihrer stacheligen Früchte, der interessanten Blätter und ihres oft mächtigen Wuchses zu den beliebtesten Parkbäumen zählend, leidet, in der Vegetationsperiode deutlich sichtbar, unter den Folgen des Befalls durch die Rosskastanien-Miniermotte (Cameraria ohridella). Ein solch massiver und flächendeckender Befall trat in diesem Umfang im Jahr 2000 das erste Mal in Sachsen auf. Auch in Leipzig bleiben die Bäume nicht verschont. Das bräunlich verfärbte Erscheinungsbild gibt vielen Leipzigern Anlass zur Sorge.
Wie die bisherigen Erfahrungen mit dem Schädling zeigen, führt selbst starker Befall allein nicht zum Absterben der Rosskastanien.
Natürlich werden die Bäume durch einen sich jährlich wiederholenden, massiven Befall in ihrer Vitalität beeinträchtigt. Stark befallene Blätter können nur noch eingeschränkt ihre Stoffwechselfunktion wahrnehmen. Bei vorzeitigem Laubfall folgt regelmäßig ein weiterer Austrieb, der aus den Reserven des Baumes mobilisiert wird und zu weiteren Vitalitätseinbußen führen kann. Hinzu kommt die erhöhte Frostanfälligkeit dieses Spätaustriebes durch das ungenügende Ausreifen des Holzes.
In Ausnahmefällen können diese zusätzlichen Stressfaktoren, insbesondere bei bereits durch Pilzkrankheiten oder mechanischen Beschädigungen geschwächten Bäumen, zu Substanzverlusten und auch zu Abgängen führen.
Schädling und Schadbild
Die Rosskastanien-Miniermotte wurde 1984 in Mazedonien entdeckt. In den folgenden Jahren ist das Vorkommen, unter anderem in vielen Ländern Südosteuropas, in Österreich, der Schweiz, Tschechien bekannt geworden. 1993 wurde die Motte erstmals in Deutschland (Bayern) beobachtet. Überall kam es nach der Besiedlung innerhalb kurzer Zeit zur Massenvermehrung.
Das erste, geringe Auftreten in Leipzig und in anderen sächsischen Orten wurde 1996 festgestellt. Seit 1997 gibt es intensive Beobachtungen zum Vorkommen des Schädlings in Leipzig durch das Grünflächenamt, gemeinsam mit der Sächsischen Landesanstalt für Landwirtschaft, Fachbereich Integrierter Pflanzenschutz.
Die Rosskastanien-Miniermotte legt ab circa Mitte April im Falterstadium ihre Eier auf den Blattoberseiten ab. Daraus entwickeln sich Raupen, welche Gänge (Minen, wie im Bergbau) durch das Blatt fressen. Der Schädling bildet im Jahr in der Regel drei Generationen. Es überwintert das Puppenstadium der letzten Generation innerhalb des Falllaubes.
Das Schadbild ist deutlich und leicht zu erkennen. Es zeigt sich an der Blattoberseite als bis zu 4 Zentimeter lange und circa 1 Zentimeter breite, zunächst hellgrüne bis hellbraune Flecken, sogenannte "Platzminen", mit einer typischen braunen Fleckung im Minenzentrum. Bei stärkerem Befall werden die Blätter später braun, kräuseln sich zusammen und können dann auch - früher als gewohnt - abfallen. Verwechslungen mit anderen Schadbildern, insbesondere mit der durch einen Pilz verursachten Kastanien-Blattbräune oder mit dem Befall durch Spinnmilben sind für den Laien möglich.
Vom befallenen Laub beziehungsweise von der Miniermotte selbst gehen nach den derzeitigen Kenntnissen keine Gefahren für Menschen und Tiere aus. Befallen wird fast ausschließlich die weiß blühende Rosskastanie. Rot blühende Exemplare und die in der Stadt sehr selten anzutreffende gelb blühende Form werden, wie übrigens auch der Bergahorn, wenn er unmittelbar neben stark befallenen Exemplaren steht, gelegentlich auch angeflogen und zur Eiablage genutzt, jedoch kaum geschädigt.
Wenn die Schädlinge durch ein geeignetes Verfahren (siehe weiter unten) abgetötet werden, ist auch der Kompost von Kastanienlaub weiterhin uneingeschränkt verwendbar. Völlig falsch ist es daher, bei befallenen Kastanienblättern von Sondermüll zu sprechen.
Was kann zur Eindämmung unternommen werden?
Schon um das schöne Erscheinungsbild der laubtragenden Kastanien zu erhalten, muss der Befall möglichst eindämmt werden. Da die Rosskastanien-Miniermotte im Kastanienlaub im Puppenstadium überwintert, ist die Entfernung des heruntergefallenen Laubes, insbesondere des Herbstlaubes, die wichtigste und derzeit praktikable Bekämpfungsmaßnahme. Das Laub sollte hierbei möglichst vollständig entfernt werden.
Die städtische Grünpflege muss deshalb, auch in den eher extensiv bewirtschafteten Bereichen der Grünanlagen, wo das Laub in der Vergangenheit aus ökologischen Gründen bewusst liegen gelassen wurde, seit 2000 das Kastanienlaub konsequent entfernen.
Für die langfristige Eindämmung des Schaderregers durch die Laubbeseitigung ist jedoch ein möglichst breites Mitwirken aller "Kastanienbesitzer" notwendig. Wohnungsgesellschaften, Grundstückseigentümer und Gartennachbarn sollten hier eng zusammenarbeiten.
Möglichkeiten der Laubentsorgung
- Kleine Mengen in die Biotonne oder, wenn nicht vorhanden, in den Restabfallbehälter geben.
- Für größere Mengen (bis zu einem Kubikmeter je Anfuhr) können die Leipzigerinnen und Leipziger im Oktober und November kostenfrei oder sonst gegen Gebühr die Wertstoffhöfe der Stadtreinigung nutzen.
- Zudem besteht die Möglichkeit, Gartenabfallsäcke zu kaufen und diese dann nach vorheriger Terminvereinbarung (Telefon 0341 6571-109) abholen zu lassen. Die Liste mit den Wertmarkenverkaufsstellen finden Sie unter www.stadtreinigung-leipzig.de/assets/files/PDF/service_tipps/Verkaufsstellen.pdf (PDF 40 KB).
- Laub nur selbst kompostieren, wenn die gesamte Menge dicht mit Erde, Sand oder Folie abgedeckt werden kann, möglichst während der gesamten kommenden Vegetationsperiode
- Größere Laubmengen (die beispielsweise bei Firmen, Wohnungsgesellschaften anfallen) an Kompostieranlagen zur technischen Kompostierung geben
Ein Merkblatt über die Roßkastanien-Miniermotte kann man bei der Sächsischen Landesanstalt für Landwirtschaft, Referat 45, Pflanzliche Erzeugung und Diagnose, Alttrachau 7, 01139 Dresden beziehen.