Stadtgeschichte: Leipzig in der Frühen Neuzeit
1539 wurde in Leipzig die Reformation eingeführt, die nachhaltig die religiösen, kulturellen, sozialen und pädagogischen Entwicklungen der folgenden Jahrhunderte prägte. Die napoleonischen Epoche verband sich in Leipzig vor allem mit der Völkerschlacht von 1813. Durch die Beschlüsse des Wiener Kongresses wurde das Königreich Sachsen stark reduziert; Leipzig wurde fast zu einer sächsischen Grenzstadt.
Die beinahe drei Jahrhunderte zwischen 1539 und 1815 waren mit den vielfältigsten Entwicklungen verbunden, die Leipzig in das Zeitalter der Moderne führten. Die um 1500 mehrfach von Kaiser Maximilian I. privilegierten Messen verschafften der Stadt Rang und Bedeutung einer der großen europäischen Messestädte. Eng mit den Messen verbunden war der Aufstieg des Buch- und Verlagswesens, der in Deutschland seinesgleichen nicht kennt.
Getragen wurde diese Entwicklung von einer Bürgerschaft, die stark von der Kaufmannschaft bestimmt, aber auch eng mit den Familien der Universitätsgelehrten liiert war. Weniger von politischer Bedeutung, dafür aber doch von wirtschaftlichem Gewicht waren die zahlreichen Handwerker und ihre Innungen. Leipzigs wirtschaftliche Entwicklung in dieser Zeit war nicht nur mit der Messe verbunden, sondern auch mit der Entstehung eines frühen Manufakturwesens. All dies lief vor dem Hintergrund der allgemeinen politischen Ereignisgeschichte ab, z. B. dem Dreißigjährigen Krieg, der sächsisch-polnischen Union oder dem Siebenjährigen Krieg. Nicht zuletzt erfuhr die Stadt im Laufe dieser Jahrhunderte eine völlige Veränderung ihrer äußeren Gestalt.
Entstehung der modernen Wissenschaften an der Universität Leipzig
Die Universität blieb immer eine der meistbesuchten Hochschulen des Deutschen Reiches. An der Entstehung der modernen Wissenschaften hatte Leipzig wesentlichen Anteil. Nicht ohne Verbindung zum Bildungswesen formte sich ein reiches kulturelles Leben heraus, das in der Musik (Thomanerchor, Gewandhaus, musikalische Collegia, Hausmusiken usw.), im Theater (Theaterreform der Neuberin), in der Anlage von Kunstsammlungen, in der Gründung und Arbeit der Kunstakademie seinen Ausdruck fand. Sozietäten, Salons und Kaffeehäuser wurden im 18. Jahrhundert zu bevorzugten Stätten des kulturellen Lebens. In Verknüpfung zu Universität und Verlagswesen stand Leipzigs Bedeutung für die deutsche Literaturgeschichte (u. a. Günther, Gottsched, Lessing, Klopstock, Goethe, Novalis, Jean Paul). Überhaupt bildete die Stadt um 1750 sozusagen die Kulturhauptstadt Deutschlands. Vorübergehend war Leipzig auch ein Mittelpunkt der religiösen Erneuerungsbewegung des Pietismus, um dann insbesondere ein Zentrum der Aufklärungsphilosophie Leibniz-Wolffscher Prägung zu werden.
Der Zeitraum von der Mitte des 16. Jahrhunderts bis 1815 wird im Band II der Wissenschaftliche Stadtgeschichte dargestellt werden. Herausgeber ist Prof. Dr. Dr. Detlef Döring, Arbeitsstellenleiter der Gottsched-Edition und Archivar der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig.