Lennéanlage
Auch wenn die Leipziger sie inoffiziell Schillerpark nennen – der Name dieser Anlage erinnert an Peter Joseph Lenné, einen der bedeutendsten deutschen Gartenkünstler. Mitte des 19. Jahrhunderts konzipierte er den hier bereits seit 1790 gärtnerisch gestalteten Bereich vollständig neu. Dabei gelang ihm im Gegensatz zu den vorherigen Lösungen ein großer Wurf. Aber er musste mit den Stadtverordneten darum ringen, einen größeren Bereich als ursprünglich vorgesehen in die Konzeption einzubeziehen, damit etwas „wirklich Schönes“ entstehen könne. Am Rand der Anlage blieb die um 1550 von Hieronymus Lotter errichtete Moritzbastei bestehen, seit den 1970er Jahren genutzt durch Leipzigs größten Studentenclub.
Der bis zur Zeit Lennés noch gut erkennbare Stadtgraben wurde weitgehend verfüllt. Allerdings modellierte Lenné eine sanfte, talartige Vertiefung. Südlich der Moritzbastei ließ er den sogenannten Promenadenhügel aufschütten, auf den an der Ostseite eine Allee mit einer moderaten Steigung führt. Von oben erschließt sich die Hauptsichtachse in Richtung Turm des Neuen Rathauses, ursprünglich der Pleißenburg. Der beschriebene talartige Bereich wird von gestaffelten Gehölzgruppen gerahmt, teils noch immer aus der Entstehungszeit der Anlage. Hierdurch entsteht trotz der Nähe der Innenstadt und einer Hauptverkehrsstraße ein überzeugender landschaftlicher Charakter. Der Beginn der Achse auf dem Hügel war der geeignete Ort zur Aufstellung einer Büste für Bürgermeister Dr. Otto Koch (1810–1876), der sich entscheidend für die Gestaltungspläne Lennés engagierte.
Ursprünglich gab es von hier weitere Sichten, etwa in Richtung Schneckenberg am Augustusplatz. Diese wurden jedoch durch die Platzbebauung verstellt. Malerisch in der Hauptachse plaziert wurde 1909 ein Denkmal für den Leipziger Dichter und Philosophen Christian Fürchtegott Gellert (1715–1769). In Höhe der Abzweigung Neumarkt befindet sich seit 1914 das Schiller-Denkmal von Johannes Hartmann mit allegorischen Figuren, die für „Erhabenheit“ und „Tragik“ stehen. Störungen der Gestaltung Lennés ergaben sich mit der Führung der Universitätsstraße und der Straße Neumarkt mitten durch die Anlage. Für letztere wurde sogar ein noch immer bestehender Damm durch den vertieften Bereich getrieben. Straßenverbreiterungen am Ring nahmen weitere Flächen in Anspruch. Ursprünglich war die Gesamtanlage von teils doppelten Baumreihen umgeben, um einen Übergang zu den angrenzenden städtischen Strukturen zu schaffen.
Nach ihrem vollständigen Verlust konnte seit Ende der 1990er Jahre wenigstens wieder eine einfache einfassende Baumreihe angelegt werden. Weitere denkmalpflegerische Maßnahmen traten hinzu. So wurden u. a. seitliche Sichten wieder geöffnet. Eine nachhaltige Störung des Gesamtgefüges stellt die jüngst erfolgte Errichtung eines S-Bahn-Zugangs mit Aufbauten exakt in der von Peter Joseph Lenné geplanten Hauptsichtachse dar. Wohl auch wegen des durch den Gartenkünstler geschaffenen Ambientes wird heute kein anderer Bereich des Promenadenrings im Sommer so stark von Erholungsuchenden genutzt wie dieser. (Quelle: "Leipzigs Grün" Passage-Verlag 2013)