Der Deutsche Katholikentag ist eine Veranstaltung der katholischen Laien. Im Zentrum stehen Fragen des Glaubens, des Zusammenlebens, der Toleranz und der Ethik. Fragen, die über Konfessionsgrenzen hinaus von Bedeutung sind - und eben auch für Menschen anderen Glaubens, Kirchenferne und Atheisten. Fragen über Gerechtigkeit, das Zusammenleben der Kulturen, über Wohlstand und Armut oder auch Umweltfragen stellen sich Katholiken ebenso wie Protestanten, Muslime oder Konfessionslose. Ein Katholikentag spricht Hunderttausende in ganz Deutschland an, die von Leipzig aus neue Ideen und Impulse mit nach Hause nehmen.
Eine solche Veranstaltung verdient die Unterstützung der Stadt. So wie wir ganz selbstverständlich auch Sport- oder Kulturgroßveranstaltungen fördern, so wollen wir uns auch um zentrale Fragen des Glaubens und des Lebens kümmern. Auch zum Beispiel ein Deutsches Turnfest oder die Worldskills wurden mit Steuergeldern unterstützt.
Toleranz fängt hier an - die Toleranz gegenüber einer Konfession, die in Leipzig klar in der Minderheit ist. Nur 4,4 Prozent der Leipziger Bevölkerung bekennt sich zum katholischen Glauben. Und dies darf eben kein Grund sein, einen Katholikentag nicht zu fördern. Es wäre die falsche Botschaft, wenn wir einer religiösen Minderheit gegenüber treten und ihr unsere Unterstützung versagen würden. Nicht Übermut hat hier seinen Platz, Großmut ist gefragt.
Ein Katholikentag kann eine große Chance für Leipzig sein. Gerade eben weil das Gros der Menschen bei uns keiner Konfession angehört. Den Organisatoren des Treffens kann ich auch einen gewissen Mut, vielleicht sogar Verwegenheit, nicht absprechen: Wie viel einfacher wäre es für sie, ihren 100. Katholikentag in einer Hochburg zu veranstalten, im Rheinland oder in Bayern. Dass sie dies nicht tun, beweist, dass sie sich den drängenden Fragen stellen wollen. Wo könnten sie das besser tun, als in Leipzig - im Kernland der Reformation.
Ihr Burkhard Jung