Bücher aus dem Bibliotheksbestand von jenen kritischen Autorinnen und Autoren, deren Werke auf den sogenannten "Schwarzen Listen" standen und damit im Feuer landeten, werden mit einem Stempel versehen, der auf die damalige demonstrative Zerstörung hinweist. In einer Präsentation in der Stadtbibliothek und einigen Stadtteilbibliotheken werden diese Bücher gezeigt und können ausgeliehen werden.
Die Aktion, für die sich der Stadtrat mit einem Beschluss im Herbst 2020 ausgesprochen hat, ist ein Zeichen des Gedenkens. Sechs bekannte Personen aus und um Leipzig beteiligen sich aktiv daran und stempeln einen Titel aus dem Bibliotheksbestand, der ihnen persönlich sehr am Herzen liegt.
Küf Kaufmann, Direktor des Kultur- und Begegnungszentrums "Ariowitsch-Haus" e. V., entschied sich für "Jud Süß", ein 1925 erschienener Roman von Lion Feuchtwanger. "Ich habe dieses Buch gewählt, weil man es zwei Mal hingerichtet hat: Einmal mit der Bücherverbrennung und ein zweites Mal in der missbräuchlichen Propaganda-Verfilmung mit der antisemitischen Botschaft, sich der Juden durch präventiven Mord zu entledigen. Wir müssen alles Praktische dafür tun, dass jegliche Art von intellektueller Finsternis nicht noch einmal über uns kommt. Nie wieder!".