Bücher aus dem Bibliotheksbestand von jenen kritischen Autorinnen und Autoren, deren Werke auf den sogenannten "Schwarzen Listen" standen und damit im Feuer landeten, werden mit einem Stempel versehen, der auf die damalige demonstrative Zerstörung hinweist. In einer Präsentation in der Stadtbibliothek und einigen Stadtteilbibliotheken werden diese Bücher gezeigt und können ausgeliehen werden.
Die Aktion, für die sich der Stadtrat mit einem Beschluss im Herbst 2020 ausgesprochen hat, ist ein Zeichen des Gedenkens. Sechs bekannte Personen aus und um Leipzig beteiligen sich aktiv daran und stempeln einen Titel aus dem Bibliotheksbestand, der ihnen persönlich sehr am Herzen liegt.
Das Buch der Autorin Irmgard Keun "Das kunstseidene Mädchen" liegt auf dem Schreibtisch von Susanne Metz, der Direktorin der Leipziger Städtischen Bibliotheken. Der Roman im Stile eines Tagebuches erzählt die Geschichte der 18-jährigen Doris und wie sie sich über Wasser hält. "Ich habe mich für ein Buch von Irmgard Keun entschieden, weil Keun über Frauen schreibt, die ihr Leben selbständig und unabhängig leben wollen, und damit nicht dem Frauenbild der Nazis entsprachen."