Alter Israelitischer Friedhof
Der erste israelitische Friedhof Leipzigs entstand 1814 im Johannistal. In der Mitte des 19. Jahrhunderts wuchs die Zahl der jüdischen Mitbürger Leipzigs stark an, weshalb auch die Anlegung eines neuen größeren Bestattungsplatzes erforderlich war.
Der Alte Israelitische Friedhof, der seit 1864 belegte zweite israelitische Friedhof, befindet sich in der unmittelbaren Nachbarschaft des 12 Jahre später angelegten kommunalen Nordfriedhofs und erstreckt sich auf circa 2 Hektar Fläche zwischen der Berliner Straße und der Theresienstraße. Er wird von einer Mittelallee durchschnitten und durch Quer- bzw. Zwischenwände in insgesamt fünf Abteilungen untergliedert.
In den Grabfeldern stehen die Grabmale dicht an dicht. Grabstätten ohne Grabmal sind mit Malen gekennzeichnet, die den Davidstern im Spiegel tragen. Die Inschriften zahlreicher Grabmale sind in hebräischer und in deutscher Sprache ausgeführt. Ortsangaben auf den Grabmalen wie Krakau, Brody, Lemberg, Tarnopol und Odessa verweisen auf die Herkunft von zahlreichen jüdischen Familien, die das einst blühende jüdische wirtschaftliche und kulturell-geistige Leben in der Stadt Leipzig prägten.
Viele Orte des Friedhofs, Grabmale und Grabfelder, sind mit der schmerzlichen Erinnerung an ehemalige jüdische Mitbürger verbunden, die in Todesorten wie Sachsenhausen, Ravensbrück, Theresienstadt, Buchenwald, Dachau und Riga Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft geworden sind.
An den Außenmauern sowie an den Quer- bzw. Zwischenwänden befinden sich die Wandgrabstätten bedeutender jüdischer Familien. Als Besonderheit, namentlich in der ersten Friedhofsabteilung, sind häufig spanisch-maurische Stilelemente wie Hufeisenbogen und feinteilige orientalische Ornamentik zu sehen, aber auch ägyptisierende, neogotische und Neorenaissance-Formen. Insbesondere an den Grabmalen aus Sandstein und Marmor sind Zeitspuren durch zum Teil erhebliche Verwitterung zu verzeichnen. An zahlreichen Grabmalen befindliche Metallelemente wurden in der Zeit des Nationalsozialismus entfernt und für die Rüstungswirtschaft eingeschmolzen.
Im Jahre 1926 entwarf der jüdische Architekt Wilhelm Haller das Ehrenmal für die jüdischen Gefallenen des Ersten Weltkriegs im Stil des Art déco. Das Denkmal wird aus Steinen mit den Namen der Gefallenen gebildet, zwei ruhende Löwen am Fuß symbolisieren ihre Tapferkeit.
Grabstätten bedeutender jüdischer Leipzigerinnen und Leipziger
Auf dem Alten Israelitischen Friedhof befinden sich die Grabstätten zahlreicher jüdischer Mitbürger mit großer Bedeutung für die Stadt Leipzig. Zu ihnen gehört die im Jahre 1999 rekonstruierte Ruhestätte von Dr. Henriette Goldschmidt, der Pädagogin, Frauenrechtlerin sowie Gründerin des ersten Volkskindergartens und der ersten Hochschule für Frauen in Leipzig, sowie ihres Ehemannes Dr. Abraham Meyer Goldschmidt, der über 30 Jahre lang als Rabbiner in der Stadt wirkte. Zu nennen sind auch Prof. Julius Fürst, der erste jüdische Professor an der Universität Leipzig, Jacob Plaut, der Förderer der Leipziger Messe und großzügige Stifter, und Dr. Pascal Deuel, der erste Leiter des von Chaim Eitingon für die Bürger der Stadt Leipzig gestifteten Eitingon-Krankenhauses.
Pflege durch die Stadt Leipzig
Als verwaister Friedhof einer ehemaligen jüdischen Gemeinde wird der Alte Israelitische Friedhof jährlich in der Verantwortung des Amtes für Stadtgrün und Gewässer mit erheblichen Finanzmitteln der Bundesrepublik Deutschland, des Freistaates Sachsen und der Stadt Leipzig gepflegt und baulich erhalten. Der Friedhof steht in seiner Gesamtheit unter Denkmalschutz.
Besonderheiten
Nach dem jüdischen Ritus müssen männliche Besucher des Alten Israelitischen Friedhofs Leipzig eine Kopfbedeckung tragen.
Ebenfalls nach dem jüdischem Ritus besitzen die Verstorbenen ewiges Ruherecht, weshalb Grabstätten nicht erneut vergeben und belegt werden dürfen. Die Israelitische Religionsgemeinde zu Leipzig legte daher einen weiteren Friedhof, den Neuen Israelitischen Friedhof, in der Delitzscher Straße an. Er dient – unterbrochen durch die Zeit der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in den Jahren von 1938 bis 1945 – seit 1927 als Bestattungsplatz für die Leipziger jüdischen Mitbürger. Auf ihm haben auch die im Jahre 1937 erzwungenen Umbettungen der Grablegungen vom Ältesten Israelitischen Friedhof Leipzig ihre letzte Ruhestätte gefunden.