Rosental
Das Rosental ist eine der beliebtesten historischen Parkanlagen in Leipzig. August der Starke, der ab 1694 in Sachsen regierte, wollte sich an dieser Stelle ein Lustschloss errichten lassen, was jedoch von Leipzigs Stadtvätern trickreich verhindert wurde. Von der Großen Wiese aus sind heute noch sechs Sichtschneisen zu sehen, die für das Schloss angelegt wurden.
Mit der behutsamen Umgestaltung der barocken Anlage zum Landschaftspark im englischen Stil nach einen Entwurf des späteren Ratsgärtners Rudolph Siebeck konnten bis heute Teile des Rosentals als ursprünglicher Auenwaldbestand mit einer großen Vielfalt an Tier- und Pflanzenarten erhalten bleiben.
Der noch heute vorhandene 12 Meter hohe Fahnenmast am Ende der Rosentalgasse wurde um 1892 nach einem Entwurf des Architekten Schmidt errichtet. Als gestalterischer Akzent betont er den Eingangsbereich des Rosentals.
Zoo
Erhebliche Veränderungen brachte die Gründung des Zoologischen Gartens 1878 auf dem Pfaffendorfer Gut durch den Privatmann Ernst Pinkert für das Rosental mit sich. 1927 wurde das Zoogelände um die Fläche des ehemalige Konzertrestaurants "Bonorand" und die des Schweizerhauses erweitert. Durch das 1976 erbaute so genannte Zoo-Schaufenster können Spaziergänger im Rosental Lamas, Kamele, Strauße und andere exotische Tiere beobachten.
Rosentalhügel und Aussichtsturm
Im hinteren Teil des Rosentals erhebt sich der 20 Meter hohe Rosentalhügel, von den Leipzigern liebevoll "Scherbelberg" genannt, der zwischen 1887 und 1896 durch Aufschüttung mit Hausmüll entstand. Auf der Nordseite lädt eine Rodelbahn zu winterlichen Vergnügungen ein. 1896 erhielt der Rosentalhügel einen 15 Meter hohen hölzernen Aussichtsturm, der von Hugo Licht entworfen wurde. Der Turm brannte am 4. Dezember 1943 ab. Heute kann man das Rosental am besten vom 1975 gebauten 20 Meter hohen stählernen Nachfolger betrachten. Der Turm des erst 1756 errichteten Gohliser Schlösschens wurde später genau in diese Achse gelegt.
Friedenseiche
Die "Friedenseiche" wurde "zum Gedächtnis an die glückliche Beendigung des glorreichen Sieges von 1870/71" gepflanzt. Bereits kurze Zeit später wurde der junge Baum von "ruchloser Hand" abgesägt und deshalb der neu gepflanzte Baum mit Eisengittern vor weiteren Freveltaten geschützt.
Spielplätze
Der Spielplatz am Zöllnerweg (Louise-Otto-Peters-Platz) wurde 1870 als erster öffentlicher Spielplatz in Leipzig eingeweiht und in den Jahren 1993/94 neu gestaltet. Weitere Spielplätze laden im Rosental zum Spielen und Verweilen ein.
Weitere Informationen
Einst barock - heute englisch
Erstmals urkundlich erwähnt wird das Rosental im Jahre 1318. Es blieb bis 1663 im wesentlichen im Besitz der sächsischen Landesherren. Erst der verschwenderische Kurfürst Johann Georg II. verkaufte das Gelände. Da er, wie so oft in seiner Amtszeit, dringend Geld brauchte, nötigte der Kurfürst mit heftigem Drängen und massiven Drohungen die Stadt Leipzig zum Kauf. Er stand ohnehin bei der Stadt Leipzig "in der Kreide". Da die Schulden mit dem Kaufpreis verrechnet wurden, musste der Rat der Stadt nur noch etwas mehr als 6.000 Gulden für das Rosental bezahlen. Allerdings focht sofort mit Beginn seiner Regierungszeit 1694 Kurfürst August der Starke den Kaufvertrag an, jedoch ohne Erfolg und ohne repräsentatives Sommerschloss als Gegenwert.
Der Besitzer des Gohliser Schlösschens, Hofrat Böhme, veranlasste 1777 das Anlegen eines Spazierweges von der Rosentalgasse durch das Rosentaltor, vorbei an den später entstehenden Cafés zum Gohliser Schlösschen. Im Frühjahr 1782 bewilligte der Rat dem Kaffeeschenker Exter am Anfang dieses Weges die Einrichtung einer kleinen Konditorei, die auch "Eisbude" oder scherzhaft "Kalte Madame" genannt wurde. 1824 wurde mit dem "Schweizerhäuschen" unweit der ersten Konditorei eine weitere eingerichtet. Das von dem aus Davos stammende Georg Kintschy errichtete Gebäude steht heute innerhalb des Zoologischen Gartens gegenüber der Tigeranlage. Der Kuchengarten des Schweizer Zuckerbäckers entwickelte sich bald zu einem kulturellen Zentrum: Dichter, Maler, Musiker und Verleger wie Karl Herloßsohn, Ludwig Bechstein, Heinrich Marschner, Heinrich Laube, Friedrich Nietzsche und andere verkehrten oft und gern hier.
"Kintschys Gartenwirtschaft ist unstreitig der freundlichste Ort Leipzigs und wird von Besuchern daher selten leer. Dreimal in der Woche ist mittelmäßiges Conzert. Ein gutes Conzert muß extra bezahlt werden. Daher die Extraconzerte. Mit diesen Extraconzerten gerät Kintschy fast stets mit dem lieben Gott in traurigen Konflikt, welcher gewöhnlich, sobald erster ein solches Conzert im Tageblatt angekündigt hat, mit Donner, Blitz und Regen ankommt. Es ist allemal Zehn gegen Eins zu wetten, jeder im Tageblatt von Kintschy angekündigter Conzerttag ist ein Regentag und wir raten Niemandem, auf diesen Tag eine Landpartie festzusetzen." So warnte vor mehr als 150 Jahren der Leipziger Stadtchronist Stolle in einem Beitrag. Glaubt man den Überlieferungen, so hat Kintschy, als es wieder einmal kurz vor Konzertbeginn aus heiterem Himmel zu regnen anfing, mit vorwurfsvoll-zornigem Blick zum Himmel gesehen und mit dem Ausruf: "Da, friss selbst!" eine Torte nach oben geworfen.
Der spätere Ratsgärtner Rudolph Siebeck erarbeitete 1835 einen Entwurf, bei dessen Umsetzung dem ehemals barocken Grundriss durch gezielte Neubepflanzungen die strenge Regelmäßigkeit genommen wurde. Mit der behutsamen Umgestaltung der Anlage zum Landschaftspark im englischen Stil konnten bis heute Teile des Rosentals als ursprünglicher Auenwaldbestand mit einer großen Vielfalt an Tier- und Pflanzenarten erhalten bleiben.
Der Rosentalhügel ist in der Amtszeit des Oberbürgermeisters Georgi entstanden. Zwischen 1887 und 1896 formten 60.000 Pferdefuhren Hausmüll den auf immerhin 20 Meter Höhe heranwachsenden Berg. Der landschaftsgärtnerische Entwurf für den Hügel und für den 1897 angelegten hinteren Rosentalteich stammt von Gartendirektor Carl Otto Wittenberg.
Mit Blick auf das 100jährige Jubiläum des Leipziger Zoologischen Gartens 1978 wurde zwei Jahre zuvor das Zooschaufenster nach dem Projekt der Leipziger Architekten Gerhard Scholz und Eberhard Göschel fertig gestellt.
Sanssouci in Leipzig - oder wie die Stadtväter kurfürstliche Pläne vereitelten
"Mitten in der weiträumigen Garten- und Parklandschaft prunkt das königliche Lustschloss. Es liegt genau im Schnittpunkt von 13 strahlenförmig angelegten Schneisen. Jede dieser Schneisen gibt einen Fernblick auf malerische Kirchtürme, reizvolle Gebäude oder idyllische Landschaften frei. Im Palais selbst, einem 11achsigen Bau mit mehreren prachtvoll ausgestatteten Geschossen lädt der mit einer ausladenden Kuppel gekrönte Sommersaal zu abendlichem Amüsement ein. Das Dach des Schlosses wird durch eine Balustrade mit einer Vielzahl von Statuen geschmückt. Umrahmt ist der Prachtbau von einem Wasserlauf. Der Garten beeindruckt durch kunstvoll beschnittene Bäume, Teppichbeete, Pavillons und einen lieblichen Springbrunnen."
So hatte sich August der Starke (1670-1733) sein Palais im Rosental direkt vor den Toren der Stadt Leipzig gewünscht. Die für den Bau benötigten 50.000 Taler sollten aus dem Leipziger Stadtsäckel kommen. Zehn Jahre lang wehrte sich der Rat der Stadt mit List und Geschick gegen die kurfürstlichen Pläne. Häufige Überschwemmungen, sommers „lästiges Mückengeschmeiß“ und der Hinweis auf die „täglich mehr überhandnehmenden Räuberrotten, die im Rosental ihr Unwesen trieben“, wurden von den Stadtvätern als Argumente ins Feld geführt.
Die sture Beharrlichkeit des Stadtrates veranlasste den Kurfürsten schließlich zur Aufgabe seines Vorhabens. Einzig ein überdachter Aussichtsturm wurde als Fachwerkkonstruktion im Schnittpunkt der Alleen errichtet. Regelmäßig soll ihn August der Starke während seiner Aufenthalte in Leipzig bestiegen haben. Der Turm ist im Laufe der Jahre verschwunden, geblieben sind lediglich die bereits 1708 angelegte große Wiese und die im damals noch wegelosen Wirtschaftswald geschlagenen Schneisen.
Das Ansinnen, gerade im Rosental ein kurfürstliches Lustschloss bauen zu lassen, war durchaus verständlich. Schon die Bezeichnung Rosental verweist auf eine freundliche und angenehme Landschaft. Vielleicht blühten einst in diesem Tal unendlich viele Rosen? Obwohl diese romantische Interpretation durchaus verführerisch ist, entbehrt sie jeder nachweislichen Grundlage. Schon eher dürfte der früheste Versuch einer Erklärung von Johann Jacob Vogels im “Leipzigischen Chronicon“ von 1714 zutreffen. Das Rosental „hat den Namen von anmuthigen, schattichten und lustischen Spaziergängen, gleich wie anderweit lustige und annehmlicher Oerter den Namen der Paradiese führen oder wie die Weinberge zu Jena, diesseits des Saalestromes, wegen Anmuthigkeit ‘die Rosenberge’ heißen.”
Abschließend und endgültig wird die Herkunft des Namens wohl wegen der vielfältigen symbolischen Bedeutung der Rose nicht mehr zu klären sein. Möglich ist auch, dass der Name gar nichts mit Rosen zu tun hat. Er könnte auf alte mythologische Vorstellungen hinweisen, wonach Rosengarten, Rosenheim usw. Bezeichnungen geweihter Kultstätten für eine Gottheit des Lebens und des Todes waren.