Laube, Ida, geborene Buddeus verwitwet Hänel - Leipziger Frauenporträts
Repro nach einer Lithographie von Ignaz Eigner © Bildarchiv Austria, ÖNB Bilder vergrößert anzeigen
Rubrik
- Frauenbewegung
- Salonkultur
- Stiftungswesen
geboren/ gestorben
13. Dezember 1808 (Altenburg) - 19. August 1879 (Wien)
Zitat
"Aber besteht nicht auch die Ansicht über die erniedrigende Stellung der Frauen in der Gesellschaft zum Theil in dem Irrthum, die Aufgaben im Welthaushalt als höhere und niedere zu classifiziren...?"
(Iduna Laube, Brief an Auguste von Littrow-Bischoff, 24. Juni 1869, Leipzig)
Kurzporträt
Iduna Laube war als Mitbegründerin des Wiener Frauen-Erwerb-Vereins eine Initiatorin der österreichischen Frauenbewegung. In ihren Salons in Leipzig und Wien versammelte sich die jeweilige geistige Welt.
Herkunftsfamilie
- Ur-Ur-Urgroßvater: Franz Buddeus (1634-1706), Theologe.
- Ur-Urgroßvater: Johann Franz Buddeus (1667-1729), bedeutender Theologe, Orientalist und Philosoph.
- Urgroßvater: Karl Franz Buddeus (1695-1753), namhafter Jurist, Staatsmann.
- Großvater: Ernst Christian Rudolf Buddeus, Pfarrer (1746-1814).
- Onkel 2. Grades: Johann Friedrich Blumenbach, Begründer der Zoologie und Anthropologie.
- Vater: Johann Karl Immanuel Buddeus (1780-1844), Appellationsrat, Obersteuersekretär und Advokat in Altenburg/Thür., später Hof- und Justizrat in Gera, dann Schriftsteller und Stadtverordneter in Leipzig. Er war Vermögensverwalter der Herzogin Dorothea von Kurland, an deren Musenhof Jean Paul, Goethe, Theodor Körner, Elisa von der Recke, Tiedge und der Verleger Brockhaus verkehrten.
- Mutter: Charlotte Sophia Christiana (1786-12.09.1875), Tochter des Johann Karl Hempel, Kammerkonsulent und Hofadvokat in Altenburg, Heirat der Eltern am 27.10.1807.
- Brüder: Arthur Buddeus (1811-1847), Anwalt in Leipzig, und Aurelio Buddeus (1817-1880), Mediziner und Philosoph.
Biografie
Iduna Laube stammte aus einer alten sächsischen Gelehrten- und Beamtenfamilie. Der Vater verkehrte mit der adligen Elite und literarischen Größen. Die Mutter legte Wert auf eine freie und selbständige Entwicklung der Tochter. Iduna erhielt in Altenburg bis zum 16. Lebensjahr Privatunterricht und bildete sich später mit ihren Brüdern weiter. Durch ihre umfassenden Kenntnisse in englischer und französischer Sprache, in Literatur und bildender Kunst, Kulturgeschichte und Naturwissenschaften unterschied sie sich von vielen Frauen ihrer Zeit.
Am 27.07.1830 heiratete sie in Stünzhayn bei Altenburg Albert Hänel (*1800), Professor der Medizin an der Universität Leipzig, den sie im Haus des Verlegers Friedrich Brockhaus kennengelernt hatte, wo seine Frau Luise, geborene Wagner, ehemals Schauspielerin, einen Salon führte. Leider verstarb Hänel bereits 1833 - im Geburtsjahr des gemeinsamen Sohnes Albert (†1918).
1835 machte Iduna Hänel während einer Theateraufführung in Leipzig die Bekanntschaft des Schriftstellers Heinrich Laube (1806-1884), eines führenden Vertreters der literarischen Protestbewegung „Junges Deutschland“ und traf ihn später heimlich bei Familie Brockhaus. Am 10.11.1836 heirateten Iduna und Heinrich Laube nach nur drei persönlichen Treffen in Lützen. Der wegen politischer Kritiken aus Sachsen ausgewiesene Schriftsteller durfte Leipzig offiziell nicht mehr betreten. Nach der Heirat zogen sie nach Berlin, wo beide im Salon von Rahel Varnhagen verkehrten. Wegen früherer Beteiligung an burschenschaftlichen Aktivitäten wurde Laube 1837 nochmals zu sieben Jahren Festungshaft verurteilt. Die durch Fürsprache der Fürstin Lucie von Pückler-Muskau erreichte Strafmilderung auf eineinhalb Jahre durfte Laube in Muskau verbringen. Iduna Laube folgte ihrem Ehemann und brachte dort 1837 den gemeinsamen Sohn Hans (†1863) zur Welt. Im Muskauer Park steht zur Erinnerung an sie eine „Iduna-Eiche“.
Nach Haftverbüßung Laubes zog die Familie nach Leipzig. Idunas Vermögen ermöglichte es Laube, seinen literarischen Neigungen nachzugehen. Sie kümmerte sich zeitlebens in großzügiger Weise um eine uneheliche Tochter Laubes, die spätere Schaupielerin Cornelia (Nelly) Haas (1830-1916).
1848/49 engagierte sich Laube in der Frankfurter Nationalversammlung. In Leipzig veranstalteten die Laubes literarische Soireen. „Hier hielt Laube seine Montagsgesellschaften, die die geistige und aristokratisch-plutokratische Blüte der Gesellschaft zu zwanglos elegantem Geplauder vereinigte. Er verließ das Haus erst 1849 mit dem Weggange nach Wien, um einem Rufe ans Burgtheater zu folgen.“ (Walter Lange, S. 278, LV.)
In Wien etablierte Iduna Laube einen literarischen Salon, der bald zu den angesehensten gehörte. 1866 gründete sie dort mit Auguste von Littrow-Bischoff, Helene von Hornbostel, Maria Kompert und anderen einen Verein zur Förderung der Erwerbstätigkeit von Frauen nach dem Vorbild des Lette-Vereins in Berlin. Über die Vereinsgründung berichtete auch die von Louise Otto-Peters und Auguste Schmidt redigierte Zeitschrift „Neue Bahnen“ des Allgemeinen Deutschen Frauenvereins (Heft 1, 1867). Der Frauen-Erwerb-Verein war die erste große wirtschaftliche Frauenorganisation Österreichs, die sich für bessere Bildungs- und Erwerbsmöglichkeiten für Frauen einsetzte. Er errichtete Nähschulen, eine Zeichenschule und eine Handelsschule für Mädchen. Es gab auch Kurse für Telegrafistinnen. Später kam ein Mädchen-Lyzeum hinzu. Iduna Laube galt bei ihrer Vereinstätigkeit als „ein Feuergeist voll Tatkraft und Beharrlichkeit“ (Martha Braun, S. 26, LV). Für ihr langjähriges humanitäres Wirken in Wien verlieh Kaiser Franz Joseph Iduna Laube 1868 das goldene Verdienstkreuz mit der Krone.
Den Vorsitz des Vereins, der noch bis 1938 bestand, und den Wiener Kreis musste Iduna Laube aufgeben, als Heinrich Laube zum Leiter des Stadttheaters in Leipzig berufen wurde. Am 14.11.1868 kehrten die Laubes nach Leipzig zurück und empfingen bald wieder täglich von 17.30 bis 18.45 Uhr Freunde und Bekannte. Über das ungleiche Ehepaar Laube schrieb der Psychologe Moritz Lazarus: „Sie war in hohem Grade anziehend und bildete in ihrer feinen Art zu der rauhen Außenseite ihres Mannes den schärfsten Gegensatz.“ (Lazarus, S. 208, LV).
Um ihren Mann zu entlasten, übernahm Iduna Laube die Buchführung des Theaters. Sie stiftete Geld für die Alterssicherung von Leipziger Theaterangestellten. Schon 1871 gab Laube seine Stellung wieder auf und kehrte mit seiner Frau nach Wien zurück, wo er die Leitung des neuen Stadttheaters übernahm.
Iduna Laube als ehemalige Präsidentin nahm weiter an den Aktivitäten des Frauen-Erwerb-Vereins teil, so 1874 an der Eröffnung des neuen Vereins- und Schulhauses, und betätigte sich in Stiftungen und Komitees, so zur Errichtung eines Schiller-Denkmals. Die Pflege ihrer betagten Mutter, sicher auch Laubes häufige Stellenwechsel zehrten an Iduna Laubes Gesundheit, so dass sie mehrfach in Karlsbad kurte. Selbst zum Pflegefall geworden, wurde sie von ihrer Cousine Therese Buddeus betreut.
1879 starb Iduna Laube in Wien an einer schweren Nervenerkrankung.
Werke
- Statuten des Frauen-Erwerb-Vereins, Wien 1866.
Adressen in Leipzig
- 1828-31 Roßplatz 1331.
- 1832-1833 Roßplatz 882, neben dem Preußischen Hof.
- 1834-1836 Roßplatz 888, später Johannisgasse 1305.
- 1839 für kurze Zeit Burgstraße 92 (spätere Nummer 9, Großer Hirschkopf) bei ihrem Bruder Arthur Buddeus.
- Februar 1840-1849 Storchnest, damals Zeitzer Straße 14/907, später befand sich dort der abgerissene Eckbau Emilienstraße 1 (Albert-Apotheke).
- Ende 1868-August 1870 Königstraße 14 b, Haus des Buchhändlers Ernst Keil (heute Henriette-Goldschmidt-Straße 33).
Erinnerung/ Gedenken/ Würdigung in Leipzig
- [Nachruf]. In: Illustrirte Zeitung. [Leipzig], Band 73, Nummer 1887 vom 30.08.1879, Seite 168.
- Aus dem geistigen Leben Leipzigs vor vierzig Jahren. In: Leipziger Zeitung, Wissenschaftliche Beilage, Nummer 17 vom 26.02.1874, Seite 98.
Zum Weiterlesen/ Literatur/ Quellen
- Braun, Martha Stephanie: Frauenbewegung, Frauenbildung und Frauenarbeit in Österreich, Wien 1930.
- Iduna Laube. In: Österreichisches biographisches Lexikon, Bd. 5, Wien 1970.
- Kathmann, Alexia: Frauenrechtlerin und Salondame. Die Briefe von Iduna Laube (1808-1879) an Betty Paoli als Verhandlungen von Subjektivität und Gesellschaft, Wien 2014 [Magisterarbeit].
- Laube, Heinrich: Erinnerungen. 1841-1881, Wien 1872.
- Lange, Walter: Heinrich Laubes Aufstieg, Leipzig 1923.
- Lazarus, Moritz: Lebenserinnerungen, Berlin 1906.
- Müller, Georg Hermann: Das Stadttheater zu Leipzig vom 1. Januar 1862 bis 1. September 1887, Leipzig 1887.
- Nachruf auf Iduna Laube. In: Neue illustrirte Zeitung. [Stuttgart], vom 31.08.1879, S. 772, 779.
- Rechenschafts-Bericht des Wiener Frauen-Erwerb-Vereins. 1879, S. 6-7.
- Regnet, Carl Albert: Aurelio Buddeus. In: Leipziger Zeitung. Nr. 29, vom 8. April 1880, wissenschaftliche Beilage), S. 169-170.
- Schlesinger, Sigmund: Eine Heilige vom Geiste. In: Frankfurter Zeitung [Morgenausgabe], Nr. 236/238 vom 24. und 26. August 1879.
- Thaler, Karl von: Nachruf auf Iduna Laube. In: Neue Freie Presse [Wien] vom 30.08.1879, S. 1-2.
- Walden, Bruno [Pseud. für Florentine von Galliny]: Iduna Laube. In: Die Dioskuren. Literarisches Jahrbuch. [Wien], Jg. 9 (1880), S. 9-16.
- Weiland, Daniela: Geschichte der Frauenemanzipation in Deutschland und Österreich, Düsseldorf 1983.
- Deutsche Zeitung, Wien, vom 12.10.1874 und Österreichisch-ungarische Post vom 18.10. 1874.
- https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Iduna_Laube
- https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Frauen-Erwerb-Verein
- Briefe Iduna Laubes im Stadtgeschichtlichen Museum Leipzig und in der Wienbibliothek.
Autorin: Sabine Knopf (2021)