Grabau-Bünau, Henriette Eleonore - Leipziger Frauenporträts
Henriette Eleonore Grabau-Bünau © Privatbesitz Bilder vergrößert anzeigen
Rubrik
- Musik
- Bildung/ Pädagogik
geboren/ gestorben
29. März 1805 (Bremen) - 28. November 1852 (Leipzig)
Zitat
"Sie ist eine von den wenigen ächt musikalischen Sängerinnen, die ich kennen gelernt habe, sie könnte auch nebenbei das Orchester dirigieren, oder Clavier oder Harfe spielen, wenn sie wollte [...] wenn sie nur hübsch und jünger sein wollte! Man könnte sich über die Ohren verlieben."
(Mendelssohn am 30. Oktober 1835 an Eltern und Geschwister in Berlin)
Kurzporträt
Die Sopranistin Henriette Eleonore Grabau-Bünau war Hauptsängerin der Gewandhauskonzerte von 1826 bis 1837, die "Königin des Liedgesanges", Publikumsliebling und die erste Gesangslehrerin am 1843 gegründeten Konservatorium in Leipzig.
Herkunftsfamilie
- Vater: Johann Christian Lebrecht Grabau (1780-1852), Lehrer und Organist am Kirchspiel der Liebfrauenkirche in Bremen
- Mutter: Margarethe Anna Adelheid, geborene Arensberg
- Geschwister:
- Georg
- Adelheid
- Maria
- Johann Andreas
Biografie
Henriettes Vater unterrichtete alle seine fünf Kinder, Mädchen und Jungen, in Klavierspiel und Gesang selbst. Henriette fiel frühzeitig durch Talent und schöne Stimme auf. Sie bekam Unterricht bei Musikdirektor Friedrich Wilhelm Riem (1779-1857), später in Dresden bei dem Sänger und Gesangslehrer Johann Alois Miksch (1765-1845). Dieser unternahm 1826 mit ihr eine Reise nach Leipzig, um seiner begabtesten Schülerin einen Auftritt am berühmten Gewandhaus zu ermöglichen. Henriette sang im 21. Abonnementskonzert, am Donnerstag, 16. März 1826, unter Gewandhausdirektor Johann Philipp Christan Schulz eine Arie aus "Zelmira" von Gioachino Rossini. Sie wurde sofort für den folgenden Konzertwinter engagiert und blieb für zwölf Jahre, davon die letzten drei unter Felix Mendelssohn Bartholdy, Hauptsängerin der Gewandhauskonzerte und erklärte Lieblingssängerin des Publikums.
Am 2. April 1837 heiratete Henriette Grabau den Leipziger Kaufmann Julius Alexander Bünau, ab Mitte der 1840er Jahre Teilhaber der Leipziger Firma J. B. Limburger, Seidenwaren. Ihren letzten Auftritt hatte sie am 21. März 1839 im Schlusskonzert der Saison, bei dem sie die Solopartien im 42. Psalm von Mendelssohn und im "Frühling" aus den "Jahreszeiten" von Joseph Haydn sang. Ein Jahr zuvor, am 13. April 1838, war ihre einzige Tochter Helene geboren worden, sodass öffentliche Auftritte aus familiären Gründen nicht mehr möglich bzw. üblich waren. In privater Runde und bei kirchlichen Anlässen sang Henriette Grabau-Bünau noch oft. Sie unterstützte auch bis zu ihrem frühen Tod angehende junge Sängerinnen mit Rat und Tat. Die Liste der Lehrer des von Felix Mendelssohn 1843 gegründeten Konservatoriums wies nur einen Frauennamen auf, den von Henriette Grabau-Bünau, welche dort drei Wochenstunden Unterricht im Sologesang für angehende Sängerinnen gab.
In der Nacht vom 27. zum 28. November 1852, 1 Uhr, starb Henriette Eleonore Grabau-Bünau im Alter von 47 Jahren und acht Monaten; ihre Geschwister überlebten sie, Johannes in Leipzig, die Schwestern in Bremen und Verden. Sie wurde auf dem Leipziger Neuen Johannisfriedhof (1983 zugunsten eines "Friedensparks" zerstört) auf der linken Seite des Familienbegräbnisses J. A. Bünau beigesetzt.
Adressen in Leipzig
- 1837-1852: Klostergasse 11
Erinnerung/ Gedenken/ Würdigung in Leipzig
- im Bestand des Stadtgeschichtlichen Museums unter anderem Stammbuch 1849-1853, Briefe, Programme, Notenbuch, Fächer
- Briefe im Stadtarchiv Leipzig
Zum Weiterlesen/ Literatur/ Quellen
- Emil Kneschke, Die Hundertundfünfzigjährige Geschichte der Leipziger Gewandhaus-Concerte 1843-1893, Leipzig 1893.
- Alfred Dörffel: Festschrift zur hundertjährigen Jubelfeier der Einweihung des Concertsaales im Gewandhause zu Leipzig, Leipzig 1884.
- Allgemeine Musikalische Zeitung Band 38, Leipzig 1827, Seite 409.
- Leipziger Zeitung Beilage Nummer 286 von 1852
- Leipziger Zeitung in ihrer Wissenschaftlichen Beilage vom Dienstag, dem 28. März 1905.
- Doris Mundus, Erinnerung an Henriette Bünau, in: Gewandhausmagazin Nr. 29, Leipzig 2000, Seiten 48/49.
- Brigitte Richter, Frauen um Felix Mendelssohn Bartholdy, Leipzig 2014, Seiten 147-153.
Autorin: Doris Mundus, 2015