Am Mittwoch, dem 30. Juni, legen die Bürgermeister Thomas Fabian und Heiko Rosenthal um 18 Uhr im Friedenspark den Grundstein für den Gedenkort für die Opfer der nationalsozialistischen Kindereuthanasieverbrechen. Alle interessierten Bürger sind herzlich dazu eingeladen.
Diese Veranstaltung unter Beteiligung internationaler Gäste ist Teil des in Leipzig stattfindenden Weltkongresses für seelische Gesundheit in der frühen Kindheit.
Leipzig war Ausgangspunkt der Kindereuthanasie
Im Rahmen einer Feierstunde besteht die Möglichkeit, die geschichtlichen Hintergründe für die Entstehung des Gedenkortes sowie die Entwicklung der geplanten Anlage kennen zu lernen. Hintergrund für den Gedenkort ist, dass Leipzig mit dem ersten getöteten behinderten Kind als besonders von diesen verbrecherischen Aktionen betroffen gilt. Insbesondere die Städtische Kinderklinik/ Universitätsklinik mit ihrem Leiter Prof. Werner Catel und den hier tätigen Ärzten waren in ganz Deutschland für diese Vorgänge bekannt. Leipzig hatte darüber hinaus in der Zeit von 1939 bis 1945 zwei Kinderfachabteilungen, in denen über eine zentrale Steuerung aus Berlin mit Unterstützung der Gesundheitsämter der Städte und Gemeinden Sachsens über 600 Kinder zielgerichtet ermordet worden sind. Die große Mehrzahl dieser Kinder ist dabei den Eltern unter Vorspielung vermeintlicher neuer Heilungstherapien entzogen worden, um sie anschließend als lebensunwert zu töten. Diese Opfer reißen zum Teil bis heute schmerzliche Lücken in die Familien.
Allein in der Kindertötungseinrichtung der Heil- und Pflegeanstalt Leipzig-Dösen sind für den Zeitraum zwischen Oktober 1940 und Dezember 1943 insgesamt 551 Tötungen belegt. Die Mehrzahl der Opfer wurde auf kommunalen Friedhöfen beerdigt. Die größte Gruppe davon, mit etwa 100 Grabstätten, befindet sich auf dem für das Gedenken vorgesehenen Areal, dem ehemaligen Neuen Johannisfriedhof, dem heutigen Friedenspark. Der Gedenkort soll an diese Verbrechen der damaligen Zeit und an die dort beerdigten Kinderopfer würdig erinnern.
Viele Unterstützer für den Gedenkort
Die Eröffnung des Gedenkortes, dessen Bau nur durch das Engagement von großzügigen Spendern wie der Bürgerstiftung Leipzig, dem Universitätsklinikum Leipzig, der Fielmann AG, der Park-Krankenhaus Leipzig-Südost GmbH sowie niedergelassenen Kinderärzten und Psychiatern realisierbar wird, ist im Oktober 2010 vorgesehen.
Die Grundsteinlegung wird unterstützt durch das Schulverweigerer-Projekt Youth Start der Sächsischen Lehmbaugruppe, das in diesem Park die Umrisse des zukünftigen Denkmals im Rahmen eines Projektes mit Schülern gestaltet, sowie vom Durchblick e. V. und dem Sächsischen Psychiatriemuseum, die das Rahmenprogramm gestalten.
Hinweis: Mit dem Relaunch von leipzig.de 2013 sind Bilder und Verlinkungen dieses Artikels nicht mehr verfügbar.
Grundsteinlegung für den Gedenkort für die Opfer der nationalsozialistischen Kindereuthanasieverbrechen
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