Sicheres Leipzig Perspektiven kommunaler Prävention lautete das Motto der 29. Sicherheitskonferenz des Kriminalpräventiven Rates der Stadt Leipzig (KPR), die heute (27. März) im Zeitgeschichtlichen Forum Leipzig stattfand. Eingeladen hatten Heiko Rosenthal, Bürgermeister und Beigeordneter für Umwelt, Ordnung, Sport, und Polizeipräsident Bernd Merbitz.
Schwerpunkt der Sicherheitskonferenz war der Vortrag des an der Universität Leipzig lehrenden Soziologen Prof. Dr. Kurt Mühler über Faktoren, die das Sicherheitsempfinden beeinflussen. Er bezog sich in seinen Ausführungen auf die jüngste Bürgerumfrage zum Thema Sicherheit in Leipzig, die das Amt für Statistik und Wahlen im Jahr 2011 im Auftrag des Kriminalpräventive Rates durchgeführt hatte und deren Ergebnisse nun veröffentlicht werden.
Die Umfrage wurde erstmals unter Mitwirkung des Instituts für Soziologie der Universität Leipzig von einer Arbeitsgruppe des KPR erarbeitet und erlaubt genauere Analysen der Ursachen von Kriminalitätsfurcht. Der Arbeitsgruppe gehörten darüber hinaus Vertreter der Polizeidirektion Leipzig, der Leipziger Verkehrsbetriebe GmbH und der Geschäftsstelle des KPR an. Im Herbst 2011 wurden 6.000 mit Hauptwohnsitz in Leipzig ansässige Bürgerinnen und Bürger im Alter von 18 bis 85 Jahren zufällig ausgewählt und angeschrieben. Knapp 3.500 ausgefüllte Fragebögen kamen zurück, was einer sehr hohen Ausschöpfungsquote von 60,9 Prozent entspricht.
Forschungsergebnisse belegen, dass die individuell empfundene Angst vor Kriminalität nicht einfach ein Reflex auf die tatsächliche Kriminalität in einer Stadt ist: Kriminalitätsfurcht und polizeilich registrierte Kriminalität müssen sich durchaus nicht parallel entwickeln. Beispielsweise hat die Mehrheit der befragten Leipziger Bürger das Gefühl, es habe in den letzten fünf Jahren einen Anstieg bei den Straftaten in Leipzig gegeben. Die polizeiliche Kriminalstatistik allerdings zeigt keinen solchen kontinuierlichen Anstieg an. Die Zahl der in Leipzig registrierten Straftaten sank sogar in den Jahren 2006, 2008 und 2009 jeweils um rund fünf Prozent.
Im eigenen Wohngebiet fühlen sich die Befragten nach wie vor so sicher wie bei der letzten Sicherheitsbefragung im Jahr 2007. 97 Prozent der Befragten gaben an, sich hier tagsüber "sehr sicher" und "sicher" zu fühlen. Damit ergibt sich auch hier eine Diskrepanz zwischen der persönlichen Einschätzung einer allgemeinen Kriminalitätszunahme und einem gleichbleibend hohen Sicherheitsgefühl im eigenen Wohngebiet.
Die Kriminalitätsfurcht steigt mit zunehmenden Lebensalter an und ist am größten bei Frauen im Rentenalter einer Personengruppe, die ausweislich der Polizeilichen Kriminalstatistik jedoch eher seltener Opfer einer Straftat wird. Unterschiedliche Entwicklungen zeigen sich auch bei den Körperverletzungen. Rechnerisch wurden im Jahr 2011 nur 0,7 Prozent der Einwohner Leipzigs Opfer einer Körperverletzung. Bei der Befragung äußerten allerdings gut neun Prozent, dass es "wahrscheinlich" bzw. "sehr wahrscheinlich" ist, in den nächsten zwölf Monaten Opfer einer Körperverletzung zu werden. Die Analyse der Befragungsergebnisse zeigt auf, dass die Furcht vor einer Zunahme von Kriminalität weniger mit einer eigenen Opfererfahrung, sondern vielmehr beispielsweise vom Alter und der Mediennutzung abhängig ist. So steigt etwa die Furcht vor der Zunahme von Kriminalität mit der Häufigkeit, mit der Berichte über Kriminalität in den Medien verfolgt werden.
Wie Ordnungsbürgermeister Heiko Rosenthal hervorhob, setzt die Arbeit des KPR bereits bei den Ursachen von Straftaten an, um zu erreichen, dass möglichst wenig Menschen zu Tätern werden. Ebenso sollen möglichst wenig Menschen Opfer von Straftaten werden. Aufklärung und Prävention spielen deshalb eine bedeutende Rolle.
Generell ist die Arbeit des Kriminalpräventiven Rates an den Leipziger Besonderheiten ausgerichtet. Beispielsweise ist die hohe Zahl von Kunstwerken im öffentlichen Raum oder auf Friedhöfen, die potenziell durch Diebstahl gefährdet sind, ein Spezifikum Leipzigs. Die große Chance des KPR ist es dabei, auf aktuell auftretende Phänomene schnell reagieren zu können, etwa durch spezielle Netzwerke. Als die Zahl der Buntmetalldiebstähle auf Friedhöfen deutlich anstieg, gab es Beratungen mit der Polizeidirektion, mit städtischen Ämtern und Kirchenvertretern, die zu gemeinsamen Maßnahmen führten, etwa zu zeitlich aufeinander abgestimmten Streifengängen der Polizei und des Stadtordnungsdienstes auf Friedhöfen. Seit Jahresbeginn werden die Maßnahmen umgesetzt. Resultat: Der Anstieg der Diebstähle konnte gestoppt werden.
Netzwerke haben für den KPR eine hohe Priorität. Dahinter steht die Maxime, dass Kriminalprävention in Leipzig nicht nur Aufgabe der Stadt und der Polizei ist, sondern ein Anliegen der ganzen Gesellschaft sein muss. Gefordert sind auch freie Träger, Verbände, Politik, Religionsgemeinschaften, Medien, Wirtschaft und vor allem die Bürgerschaft.
Derzeit hat der Kriminalpräventive Rat fünf Arbeitsgruppen:
- Extremismusprävention,
- Fußball und Sicherheit,
- Sicherheit in Kleingartenanlagen,
- Graffiti und
- Stadtentwicklung.
Im Rahmen der zweimal jährlich tagenden Sicherheitskonferenz des KPR informieren sich Präventionsverantwortliche der Stadt und der Polizeidirektion Leipzig, Stadträte und Experten über die Tätigkeit dieses Gremiums und diskutieren aktuelle Themen der Kriminalprävention.
Weitere Informationen
Kriminalpräventiver Rat der Stadt Leipzig