Noch heute können die Mumien der Ägypter, in geologischen Sammlungen die Knochen von Dinosauriern und sogar ausgestorbene Tierarten in zoologischen Sammlungen bewundert werden. Durch die hohe Kunst der Präparation wurden sie konserviert und für die Ewigkeit haltbar gemacht. Der Berufsstand dieses Handwerks, ob aus Museen, wissenschaftlichen Einrichtungen, Bildungseinrichtungen oder Selbständigen traf sich in diesem Jahr in Leipzig.
Die Tagung fand im großen Rahmen der Festwoche "Gründerzeit der Naturwissenschaften" statt. In dieser wurden unter anderem das 100-jährige Jubiläum der Deutsche Geophysikalische Gesellschaft (DGG) sowie 200 Jahre Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte (GDNÄ) gefeiert. In diesem Kontext startete das Naturkundemuseum Leipzig mit der ersten Auflage der neuen wissenschaftlichen Herausgabe der Hauszeitschrift in neuem Gewand unter dem Titel "Terra Regionis Lipsiensis".
Im Jubiläumsjahr für den Präparator Herman H. ter Meer
Das Naturkundemuseum Leipzig widmet 2022 einer seiner wichtigsten historischen Persönlichkeiten ein Themenjahr: 150 Jahre – Herman H. ter Meer. Der Niederländer lebte und arbeitete seit 1907 in der Messestadt. Er gilt als Wegbereiter der modernen Tierpräparation und ist geistiger Vater des ersten deutschen Präparatorenverbandes. Heute versteht sich der Verband Deutscher Präparatoren e. V. (VDP) als Nachfolger dieser Vereinigung. Aktuell ist dieser die einzige Berufsvertretung in Deutschland. Er hat mehr als 450 Mitglieder. Diese verteilen sich auf die drei Fachbereiche – biologische, geologische und medizinische Präparation.
Auslagerung an Originalwirkungsstätte mit historischer Bedeutung
Wegen des fehlenden Platzes vor Ort im Naturkundemuseum, wurde die Tagung an einen ganz besonderen Ort ausgelagert. „Wir freuen uns, das Fachpublikum an der ehemaligen Original-Wirkungsstätte Herman H. ter Meers begrüßen zu dürfen. Die Veranstaltung findet in den wissenschaftshistorisch bedeutsamen Räumlichkeiten der Universität Leipzig auf dem Campus Talstraße statt, mit Nähe zu ebenso authentischen, im Sinne der Präparation bedeutsamen, geologischen und medizinischen Einrichtungen“, sagt Dr. Ronny Maik Leder – der Direktor des Naturkundemuseums Leipzig.
Mehrere Tage wurde das Fachpublikum dort mit einem außergewöhnlich facettenreichen Programm aus Vorträgen, Filmen, Workshops, Exkursionen und zwei Ausstellungen inspiriert und zur Diskussion um diverse, fachbezogene Themen angeregt. Zum Wochenende rundeten das Programm fachlich spannende Exkursionen, unter anderem durch verschiedene universitäre Sammlungen, ab. Sogar die derzeit im Umbau befindliche Sammlung der Veterinäranatomie der Universität Leipzig wurde exklusiv von den Teilnehmer/-innen besucht.
Biologie, Geologie oder Medizin – Präpariert wird überall
Das Tagungsprogramm enthielt unterschiedliche wissenschaftliche Einsatzgebiete mit ihren jeweiligen konservatorischen Herausforderungen. Es wurde referiert über geologisch-paläontologische Sensationsfunde aus Fossillagerstätten bei Gletscherausgrabungen in Chile im Nationalpark Torres del Paine oder fast nebenan im Thüringer Wald im Steinbruch Bromacker, als eine der international bedeutendsten Unterperm-Fundstellen. Neben medizinischen Vorträgen, bei denen es vor allem um die Erhaltung menschlicher oder tierischer Teile in Lehrsammlungen ging, resümieren auch im zoologischen Bereich Kolleg/-innen aus anderen Museen über ihre konservatorische Arbeit. Themen wie Nachhaltigkeit, Ökologie und vor allem gesundheitliche Verträglichkeit von Konservierungsmethoden liegen im Trend und werden immer wieder neu diskutiert.
Besonderheit der Tagung war in diesem Jahr ein Themennachmittag "Ausbildung". So wird die inhaltliche Neuausrichtung des Walter-Gropius-Berufskollegs in Bochum, als eine der ersten Adressen für zukünftige Präparator/-innen in Deutschland diskutiert. Thema wird auch das Naturkundemuseum Leipzig selbst sein, denn es bildet unter der Hand des Meisters und Chefpräparators René Diebitz seit 2021 die erste Auszubildende zur zoologischen Präparatorin aus. Schwerpunkte der Ausbildung sind Techniken, Materialkenntnisse, Ästhetik und konservatorische Sammlungsarbeit. Diese erfolgt in Kooperation mit der Wiener Berufsschule für Tierpräparation als dreijährige duale Berufsausbildung.
Die feierliche Eröffnung der Tagung fand am Mittwoch, den 14.09.2022, um 9 Uhr in der Universität Leipzig auf dem Campus Talstraße, im Zoologischen Hörsaal, statt. Es haben eingeladen:
Dr. Ronny Maik Leder – Direktor des Naturkundemuseum Leipzig
Dr. Skadi Jennicke – Bürgermeisterin Beigeordnete für Kultur der Stadt Leipzig
Frank Weigner – Vorsitzender des Verbandes Deutscher Präparatoren e. V.
Das Jubiläumsjahr rund um Herman H. ter Meer und die moderne Tierpräparation wird gefördert durch das Dezernat Kultur der Stadt Leipzig im Rahmen des Themenjahres „Freiraum für Bildung“.