Leipzigs Mieterinnen und Mieter spüren die Energiepreissteigerungen spätestens mit den Nebenkostenabrechnungen 2022. Aktuell erfolgt durch viele Hausverwaltungen der Versand der Nebenkostenabrechnungen. Mit der Abrechnung erfolgt dann die Festsetzung eines neuen Abschlags, der die Preissteigerungen des Jahres 2022 abbildet und die Entlastungspakete (insbesondere die Erstattung des Dezemberabschlags) an den Miethaushalt weiterreicht.
Rechtlich betrachtet darf ein neuer (höherer) Abschlag grundsätzlich erst nach der Erstellung der Betriebskostenabrechnung festgesetzt werden (Paragraf 560, Absatz 4 Bürgerliches Gesetzbuch). Die Energie- und Gaspreissteigerungen würden die Miethaushalte folglich auch erst jetzt, mit der Nebenkostenabrechnung für 2022, treffen und sich vollständig in den Daten für 2023 zeigen, die ab April 2024 vorliegen werden. Mit Einwilligung und in Abstimmung mit den Mieter/-innen kann der Nebenkostenabschlag aber auch schon vorsorglich angepasst werden. Ein Blick in die Daten der Kommunalen Bürgerumfrage 2022 zeigt, dass viele Miethaushalte bereits im Jahr 2022 deutlich mehr Nebenkosten als noch 2021 gezahlt haben.
Zahlten sie im Jahr 2021 im Mittel (Median) noch 140 Euro für die Nebenkosten, waren es 2022 bereits 170 Euro. Das entspricht einem Anstieg um 30 Euro beziehungsweise 21 Prozent. Zum Vergleich: Im Jahr 2021 sind die Abschläge für die Nebenkosten im Vergleich zum Vorjahr nur um 5 Euro gestiegen. Für das Jahr 2022 ist folglich ein deutlich stärkerer Anstieg der Abschlagszahlungen erkennbar.
Bricht man die Nebenkostenabschläge auf den Quadratmeter runter, ergeben sich im Mittel Kosten von 2,32 Euro je Quadratmeter. Das sind 30 Cent mehr als noch 2021.
Entwicklung der Abschläge für Nebenkosten
Angesichts der skizzierten Rechtslage, dass die Nebenkosten erst nach Erstellung der Nebenkostenabrechnung ohne Zustimmung des Mieters angepasst werden können, stellt sich die Frage, ob sich die Abschläge für Nebenkosten im Jahr 2022 – je nach Lebenslage des Haushalts – unterschiedlich entwickelt haben?
In Abhängigkeit vom Einkommensniveau zeigen sich folgende Befunde: Armutsgefährdete Miethaushalte zahlten 2021 im Mittel noch 115 Euro an Nebenkosten. Im Jahr 2022 lag der Abschlag bei 131 Euro. Das entspricht einem Anstieg um 14 Prozent. Interessant ist, dass das untere Fünftel (20. Perzentil) keine absoluten Anstiege der Nebenkosten im Vergleich zum Vorjahr verzeichnet. Der Grund kann darin liegen, dass die Abschlagszahlungen nicht dem Vorsichtsprinzip folgend bereits freiwillig angehoben wurden. Wohlhabende Miethaushalte hatten mit einem mittleren Anstieg von 5 Prozent den geringsten Nebenkostenanstieg. Allerdings haben im unteren Preisbereich (der Nebenkostenabschläge) stärkere Anpassungen um +36 Prozent stattgefunden. Am stärksten haben sich die Nebenkostenabschläge für die obere Mittelschicht erhöht (+23 Prozent). Für alle Lebenslagen gilt, dass die Spannbreite der Nebenkosten im Jahr 2022 deutlich zugenommen hat. Auch dieser Befund stützt die These, dass offensichtlich etliche Haushalte bereits im laufenden Jahr 2022 ihre Abschlagszahlung auf freiwilliger Basis der Preisentwicklung angepasst haben, womit sich teure Nachzahlungen vermeiden lassen. Am stärksten ist dies bei der oberen Mittelschicht und bei wohlhabenden Haushalten, die bisher geringe Nebenkostenabschläge gezahlt haben, erkennbar.
Datenquelle: Kommunale Bürgerumfragen 2021 und 2022, Amt für Statistik und Wahlen Leipzig