Neben den beiden Grünauer Einrichtungen Kurt-Biedermann-Schule (Garskestraße 19) und der 100. Schule (Miltitzer Allee 1) sowie der Medizinischen Berufsfachschule am städtischen Klinikum St. Georg hat es auch die 120. Schule in der Martin-Herrmann-Straße 1 in Großzschocher in die Liste der jüngsten Kulturdenkmäler in der Stadt geschafft.
Kathrin Rödiger, Leiterin des Amtes für Bauordnung und Denkmalpflege, sagt: „Wir haben es jetzt schwarz auf weiß: Diese Schulen sind kulturell wertvoll für Leipzig – nicht nur, aber auch aufgrund der baugebundenen Kunst. Diese Plattenbauten stehen exemplarisch für die Leipziger Schulbaugeschichte und die Ostmoderne. Die Denkmalsubstanz gilt es zu wahren, wenn die Schulen in den kommenden Jahren zeitgemäß weiterentwickelt werden.“
„Dresdner Atriumtyp“
Der Schulbau in Großzschocher ist bereits 1968/69 entstanden und zählt zum „Dresdner Atriumtyp“: Hier umschließen die beiden Schulflügel begrünte Innenhöfe. Der Schulkomplex wird ergänzt durch eine Turnhalle mit einem Dach aus gekrümmten Betonschalen, so genannten Hyparschalen. Die heutige 120. Schule bietet so den städtebaulichen Auftakt zu der in den 1960er Jahren erbauten Siedlung aus Mehrgeschossern.
„Leipziger Gangbautyp“
Beide Grünauer Schulen und die Berufsfachschule sind dem stark verbreiteten „Leipziger Gangbautyp“ zuzuordnen. Dieser prägt mit seinem Grundriss, der markanten Waschbetonfassade und der akzentuierten Eingangssituation viele Neubauviertel der 1970er Jahre. Der Leipziger Gangbautyp hat nur einen Flügel, der mit Gängen verbunden ist. Ein sogenannter Risalit – der vor die Fassade vorspringende Bauteil mit Haupteingang – in der Garskestraße wurde vom Leipziger Maler und Grafiker Arnd Schultheiß als zweifarbiges, abstraktes Betonplattenmosaik gestaltet.
Der Kunstprofessor und spätere HGB-Rektor Arno Rink hat das Glasmosaik am Eingang der heutigen Schwesternfachschule im Wendejahr 1990 gestaltet, seine beiden Schüler André Böhme und Olaf Bote im gleichen Jahr das Risalit in der Miltitzer Allee 1. Beide Werke stehen gleichermaßen für das Ende und den Neubeginn einer architektonischen Epoche.