Karl Clauss Dietel erhielt 2014 als erster und einziger Gestalter der DDR den Bundesdesignpreis für sein Lebenswerk - die höchste offizielle deutsche Auszeichnung im Bereich Gestaltung.
Der heute 83-Jährige spricht in der öffentlichen Ringvorlesung an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (HTWK Leipzig) über große sächsisch-thüringische Traditionen im Automobilbau, von "Auto Union" über Nachkriegszeit bis hin zu Wiederbeginn und DDR-Zeit mit Aufbruch und Stillstand bis nach 1990. Sein Vortrag "Unterm Rad - Anschluss, Vorgriff, Stagnation. Gestaltung an Kraftfahrzeugen in Ostdeutschland und der DDR" fokussiert stark auf seine eigenen Arbeiten für die DDR-Fahrzeugindustrie. Gezeigt werden Produkte, Entwürfe und Versuchsfahrzeuge.
Dietels Werk
Schon seine Diplomarbeit bildete den Grundentwurf für den Wartburg 353. Nach seinem Studium an der Weißensee Kunsthochschule Berlin arbeitete Dietel ab 1961 in einem Kraftfahrzeug-Entwicklungszentrum und ab 1963 freischaffend als Formgestalter für mehrere bedeutende ostdeutsche Produzenten. Aus seiner Feder stammen allein sieben Entwürfe für den Trabant und mehrere für LKW wie den "Robur O 611". Auf ihn gehen außerdem unter anderen die Mokickreihe Simson S50/51, der Roller SR50 und die MZ ETZ 125 zurück.
Offenes Prinzip
Viele der Entwürfe entstanden in Zusammenarbeit mit seinem langjährigen Partner Lutz Rudolph. Leitgedanke ist das sogenannte "Offene Prinzip", wonach die Produkte variabel aufbaubar, einfach zu reparieren und umzubauen sein sollen. Zugleich sollte Funktionalismus jedoch nicht nur zweckbestimmt sein, sondern auch die "Poesie des Funktionalen" ausstrahlen. Mit diesem Gestaltungsverständnis eckte er immer wieder bei den DDR-Behörden an.
Zeit und Ort
6. Dezember 2017, 17:15 Uhr
HTWK Leipzig
Geutebrück-Bau, Raum G119
Karl-Liebknecht-Straße 132
04277 Leipzig