Leipziger Robert-Blum-Preis für Demokratie
Die Stadt Leipzig verleiht ab 2024 alle zwei Jahre den mit 25.000 Euro dotierten Preis an eine Persönlichkeit aus Kultur, Kunst, Wissenschaft, Religion, Politik und Publizistik. Die Schirmherrschaft hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier übernommen.
Mit dem Preis wird der Einsatz für Demokratie, Meinungsfreiheit, Aufklärung, gewaltfreien Wandel sowie innerdeutsche, europäische und/ oder weltweite Verständigung im Geiste Robert Blums ausgezeichnet. Ein besonderer Aspekt liegt dabei auf öffentlichen Ausdrucksformen, wie beispielsweise wegweisenden Reden und (künstlerischen) Darbietungen, die intolerante Macht- und Denkstrukturen offenlegen sowie demokratische Werte und Institutionen verteidigen. Der Preis macht Leipzig als bedeutenden Ort der Demokratieaufbrüche von 1848/ 49 und auch 1989 wirkungsvoll sichtbar.
Schirmherr Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier
In Leipzig haben der Mut und das Engagement von Bürgerinnen und Bürgern eine lange Tradition. Aus der Erinnerung an die demokratischen Aufbrüche unserer Geschichte können wir Kraft schöpfen für die großen Aufgaben, die vor uns liegen. Mut zur Veränderung und der feste Glaube an die Zukunft – das ist es, was Robert Blum uns vorgelebt hat.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier
Preisverkündung und Preisverleihung
Die Bekanntgabe der Preisentscheidung ist im März 2024 geplant, um an das Schlüsseldatum 3. März 1848 zu erinnern. An diesem Tag hatte Robert Blum im Zuge der Märzrevolution vor den aufgebrachten Leipziger Bürgerinnen und Bürgern vom Balkon des Alten Rathauses den Rücktritt der sächsischen Regierung, Pressefreiheit und eine Volksvertretung in der Nationalversammlung in Frankfurt/Main verlangt, aber auch die Versammelten vor gesetzeswidrigen Aktionen gewarnt. Die Preisverleihung ist für Mitte Mai 2024 geplant. Am 18. Mai 1848 trat das erste deutsche Parlament, die Nationalversammlung, in der Frankfurter Paulskirche zusammen, in die Robert Blum als in Leipzig gewählter Abgeordneter entsandt wurde.
Der Preisverleihung voraus geht die Konstituierung eines Kuratoriums mit Vertreterinnen und Vertretern der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien (BKM), der Bundeszentrale für politische Bildung, des Freistaates Sachsen, der Stadt Frankfurt am Main, der Stadt Leipzig sowie weiteren Persönlichkeiten, die über das Verfahren zur Preisvergabe entscheiden.
Meldungen
Theatermacher, Publizist und Politiker Robert Blum
Der Leipziger Robert-Blum-Preis für Demokratie ist nach dem Theatermacher, Publizisten und Abgeordneten der ersten deutschen Nationalversammlung Robert Blum (1807 – 1848) benannt, der in den Jahren 1835 bis 1848 politisch und publizistisch von Leipzig aus wirkte.
Er trat während der Revolution 1848/ 49 für freiheitliche Rechte und gewaltfreie Veränderung in der Gesellschaft ein, stritt für Presse- und Redefreiheit und suchte den Austausch mit europäischen Revolutionsbewegungen. Der begnadete Redner setzte auf Gespräch und Kompromiss, die Grundlagen jedweder Demokratie sind.
Als Herausgeber der kritischen Zeitschrift "Sächsische Vaterlands-Blätter" stieß er Debatten an und bot ersten politisch aktiven Frauen wie Louise Otto, spätere Otto-Peters (1819 - 1895), eine Plattform, Kritik an der Obrigkeit zu nehmen und Reformen einzufordern. Sie plädierte darin für die Verbesserung der Mädchenbildung sowie das Recht der Frau auf politische Mitbestimmung.
Für Leipzig zog er in die Frankfurter Nationalversammlung ein, die am 18. Mai 1848 eröffnet wurde. Im Oktober 1848 reiste er als Delegationsleiter der demokratischen Fraktion nach Wien, wo ebenfalls eine revolutionäre Erhebung begonnen hatte. Hier wurde er nach mehreren Reden sowie dem Einsatz im Verteidigungskorps gegen die kaiserlichen Truppen trotz Immunität als Abgeordneter am 4. November verhaftet. Am 8. November wurde er zum Tode verurteilt und am folgenden Tag erschossen. Seine Hinrichtung gab der revolutionären Bewegung in Deutschland neuen Schub, bevor diese 1849 militärisch niedergeschlagen wurde.
Im Jahr 2020 wurde die Bedeutung dieser demokratischen Epochenfigur durch den Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier hervorgehoben, indem er einen Saal der Ehrengalerie im Schloss Bellevue mit einer wegweisenden Ansprache nach Robert Blum benannte. Ein Bildnis Robert Blums hängt als Dauerleihgabe des Stadtgeschichtlichen Museums Leipzig in dieser Galerie.
Robert Blums Wirken ist auch heute Sinnbild eines Neuaufbruchs in eine demokratische Zukunft – insbesondere mit Blick auf die damals wie heute vorhandenen autoritären und populistischen Gefährdungen.